Währungen
EUR/USD in der charttechnischen Entscheidungszone
Das Gerangel um Strafzölle, die US-Präsident Trump als Hebel für Zugeständnisse seiner Handelspartner benutzt, nimmt Fahrt auf. Anfang Februar haben die USA China, Mexiko und Kanada ins Visier genommen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis Europa ins Rampenlicht rückt.

Andreas Paciorek, VZ VermögensZentrum
Weite Strecken des Jahres 2024 schien es, als könnte der Euro gegen den US-Dollar die wichtige charttechnische Hürde von 1.12 überspringen und in Richtung 1.15 USD aufwerten. Als sich die Wahl von Donald Trump abzeichnete, wurde der Aufwärtstrend jedoch gebrochen: Der Euro-Dollar-Kurs hat den aufziehenden Konflikt und den Druck aus Washington vorweggenommen. Und so muss sich die Gemeinschaftswährung nun um den Erhalt der wichtigen Unterstützung bei 1.02 US-Dollar Sorgen machen.
Charttechnisch interessant ist aktuell der Handel in der Spanne zwischen 1.02 und 1.05 USD. Ein Ausbruch in die eine oder andere Richtung könnte dabei auf Sicht der nächsten Wochen die weitere Richtung vorgeben. Ein Einbruch unter die Marke von 1.02 USD würde dabei nicht nur die Parität in Reichweite bringen, sondern sogar die Marke von 0.95 USD. Darunter würden wir uns in Sphären begeben, die seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen wurden. Andererseits könnte bei einer Erholung des Euro und einem Ausbruch über 1.05 USD die Abwärtstrendlinie seit Anfang 2021 wieder in den Fokus rücken.
Dabei sprechen aus fundamentaler Sicht einige Argumente gegen den Euro, beispielsweise die im Vergleich zu den Vereinigten Staaten weniger dynamische Wirtschaft. Europa bekommt es zusätzlich zu dem andauernden Krieg in der Ukraine nun auch noch mit einem US-Präsidenten zu tun, der es auf den Handelsüberschuss des Alten Kontinents abgesehen hat. Allfällige US-Strafzölle könnten die wirtschaftliche Entwicklung noch stärker auseinanderlaufen lassen. Aber auch die Geldpolitik könnte stärker divergieren. Die robuste Wirtschaft, ein fester Arbeitsmarkt sowie eine potenziell höhere Inflation aufgrund von Importzöllen könnten die US-Währungshüter gegenüber ihren europäischen Pendants strikter auftreten lassen. Ausserdem könnte der US-Dollar trotz der Rolle Donald Trumps als Verursacher der handelspolitischen Unsicherheiten am Ende der Profiteur sein. Denn der Dollar wird in stürmischen Zeiten als sicherer Hafen geschätzt (ähnlich wie der Schweizer Franken).
Das sind gewichtige Argumente, die gegen den Euro sprechen. Allerdings könnten eine besonnenere Zollpolitik Trumps sowie die Aussicht auf einen Waffenstillstand in der Ukraine dem Euro helfen. Eine Eskalation des Handelskrieges seitens der USA dürfte dem US-Dollar auch schaden, weil sich die wichtigsten Handelspartner der USA dann wahrscheinlich anderen Märkten zuwenden. Das untergräbt den Einfluss der USA. Zudem könnte eine Ausweitung des US-Haushaltsdefizits bei einer schwächeren Konjunktur – etwa aufgrund der Handelspolitik – die Stärke des US-Dollars untergraben. Allerdings würde sich dieses Szenario erst längerfristig entfalten. Vermutlich wird der Deal-Maker Trump versuchen, schnell genug so viele Vorteile für sich und das Land herauszuholen, dass der totale Bruch vermieden wird.
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