VZ Chartanalyse

ASML: Kursrücksetzer trifft starke Basis

Aktualisierte Fassung – ASML wird nach Rekordzahlen abgestraft. Doch unter der Oberfläche schlummert weiter starkes Potenzial dank Künstlicher Intelligenz.

22. Juli 2025

Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum 

Der niederländische Lithografiespezialist ASML hat im zweiten Quartal 2025 zwar Rekordzahlen vorgelegt, doch ein vorsichtiger Ausblick auf das Geschäftsjahr 2026 sowie geopolitische Unsicherheiten sorgten für eine scharfe Marktreaktion. Die Aktie verlor am Tag der Zahlenvorlage zeitweise über 11 Prozent, obwohl die Auftragseingänge mit 5,5 Mrd. Euro über den Erwartungen lagen. Belastend wirkten vor allem Unsicherheiten über mögliche US-Zölle auf EUV-Technologie, eine abgeschwächte Weltkonjunktur sowie zunehmende protektionistische Tendenzen in den USA. 

Konzernchef Christophe Fouquet stellte zwar die anhaltend hohe strukturelle Nachfrage nach EUV-Lithografiesystemen – insbesondere im Zuge des KI-Booms – in den Vordergrund, mahnte jedoch zur Geduld bei der Umsetzung der mittelfristigen Wachstumspläne. Der Markt quittierte diese Zurückhaltung mit einem Abverkauf. Dabei schlummert unter der Oberfläche weiterhin enormes Potenzial: EUV-Technologie bleibt essenziell für die nächsten Entwicklungsschritte in der Halbleiterfertigung, insbesondere für High-End-Chips in Rechenzentren, KI-Trainingssystemen und mobilen Endgeräten. Die jüngsten Rekordzahlen von TSMC unterstreichen diese Dynamik eindrücklich und zeigen, dass ASML als Schlüsselzulieferer strategisch gut positioniert bleibt.

Charttechnisch in der Korrektur – Fokus auf Unterstützungszonen 

Die Annahme einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation hat sich im aktuellen Kursverlauf nicht bestätigt. Statt eines nachhaltigen Ausbruchs über die potenzielle Nackenlinie drehte die Aktie erneut nach unten ab. Der Kurs nähert sich nun der markanten Unterstützungszone bei rund 606 Euro. Dort verlaufen das 50 %-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung seit dem April-Tief sowie ein offenes Gap vom Monat Mai, das nun geschlossen werden könnte. Fällt die Aktie unter diese Marke, rücken weitere Unterstützungen bei 584 Euro (offenes Gap sowie 61,8 %-Retracement) sowie bei 551 Euro (78,6 %-Retracement) in den Fokus.  

 

Fundamentale Stärke als längerfristiger Anker 

Trotz des kräftigen Rücksetzers bleibt ASML nach wie vor ein Qualitätsunternehmen mit langfristigem Potenzial. Das Unternehmen besitzt eine solide Bruttomarge von 51,6 % und ist mit einer Book-to-Bill-Ratio über 1,3 operativ stark unterwegs. Diese Kennziffer bedeutet, dass die Auftragseingänge deutlich höher ausfallen als die tatsächlich ausgelieferten Bestellungen. Das ist ein klassisches Zeichen für anhaltend starke Nachfrage. Hinzu kommt: ASML plant bis 2026 Aktienrückkäufe im Volumen von 12 bis 15 Milliarden Euro – ein klares Vertrauenssignal des Managements. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter 24 für 2026 liegt für ein marktbeherrschendes Technologieunternehmen mit strukturellem Wachstumspotenzial im historischen Vergleich eher am unteren Ende – und wird von vielen Analysten als attraktiv eingestuft. Denn trotz kurzfristiger Unsicherheit bleibt die Rolle von ASML im KI-Zeitalter zentral.  

Fazit: Technisch angeschlagen, fundamental solide 

Kurzfristig überwiegt der technische Abwärtsdruck, und eine nachhaltige Stabilisierung oberhalb von 606 Euro wäre essenziell für ein Reversal-Szenario. Ein erneuter Sprung über die 640- bis 670-Euro-Zone – begleitet von einem höheren Volumen – könnte erste Entspannungssignale senden. Langfristig bleibt ASML ein zentraler Profiteur des KI-Zeitalters – geduldige Investoren finden auf dem aktuellen Niveau einen potenziell attraktiven Einstiegspunkt, sollten aber Rückschläge in Richtung 584 oder 551 Euro einkalkulieren. Wer auf ein technisches Kaufsignal wartet, sollte den Ausbruch über die obere Trendbegrenzung bei rund 670–680 Euro abwarten.  

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