Geldanlagen

Weshalb Börsenprognosen so häufig falsch sind

Anfang Jahr publizieren viele Banken ihre Kursziele für das ganze Börsenjahr. Weshalb Sie sich davon nicht beeindrucken lassen sollten.

Daniel Weinmann
Anlageexperte
Publiziert am
03. Januar 2024

Die Geschichte wiederholt sich immer wieder: Zu Jahresbeginn geben Finanzanalysten und Ökonomen ihre Prognosen für die bevorstehenden Monate ab – und sie liegen damit durchs Band weg falsch. Das zeigt sich auch für das abgelaufene Jahr: Für 2023 waren sämtliche Punkteprognosen für den US-Börsenindex S&P 500 zu tief, denn die meisten Banken gingen von einem tiefen einstelligen Kursplus aus (vgl. Grafik).

Tatsächlich ist der S&P-500-Index um 25 Prozent nach oben geklettert. Die Experten waren aufgrund des Vorjahres in ihren Prognosen zu pessimistisch. Viele Ereignisse während des Jahres wurden nicht berücksichtigt. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen hatte in den vergangenen Monaten die Kurse der grossen Tech-Werte angetrieben. Gleichzeitig spielten die geopolitischen Krisen an den Finanzmärkten eine geringere Rolle.

Auffällig ist, dass die Prognostiker mit ihren Analysen häufig daneben liegen. Das wirft einige Fragen auf: Weshalb ist die Prognosefähigkeit an den Finanzmärkten so bescheiden, wenn doch die Finanzanalyse in den vergangenen Jahrzehnten mit riesigem Aufwand versucht hat, die Qualität der Prognosen zu verbessern? Weshalb werden Anleger immer wieder von Börsencrashs oder von Kursfeuerwerken überrascht?

Falsche Annahmen von Ökonomen

Die Antworten darauf sind einfach. Der Mensch selber spielt den komplexen Modellen der Wirtschaftswissenschaftler immer wieder einen Streich. Die Mehrheit der Ökonomen geht immer noch fälschlicherweise davon aus, dass der Mensch stets rationale Investitionsentscheide fällt und sich nicht von seinen Emotionen leiten lässt. Aufgrund dieser Fehlannahme versuchen Wirtschaftswissenschafter, die Kursentwicklung mit naturwissenschaftlichen Methoden vorherzusagen. Im Unterschied zur Meteorologie und zu anderen Naturwissenschaften beeinflusst der Mensch mit seinem oft irrationalen Verhalten die Entwicklungen an den Finanzmärkten direkt. Seine unberechenbaren Entscheidungen wirken sich unmittelbar auf die Aktienkurse aus. Die klassische Finanzmarkttheorie berücksichtigt diese Erkenntnis bis heute allerdings kaum.

Prognosen sind nur Momentaufnahmen

Deshalb sollten Anleger Prognosen als das betrachten, was sie letztlich sind: Momentaufnahmen, die schon schnell wieder überholt sein können. Auf die Aktualität übertragen heisst das: Unvorhersehbare Einflüsse wie etwa eine neue Virusvariante, eine plötzlich zurückgehende Teuerungsrate in den USA oder eine sich unerwartet ändernde Geldpolitik der Notenbanken können das Marktumfeld derart verändern, dass sämtliche Prognosen vom Jahresbeginn stark überarbeitet werden müssten. Für Anleger bedeutet dies, dass sie besser fahren, wenn sie an ihrer strategischen Positionierung langfristig festhalten anstatt sie jedes Jahr von neuem aufgrund von Prognosen anzupassen. Denn mit einem breit aufgestellten Portfolio ist man an der Börse auch für 2024 gut gerüstet – unabhängig davon, was prophezeit wird.

Tipp: Um zu wissen, ob das eigene Wertschriftendepot wirklich sinnvoll diversifiziert ist, lohnt sich ein unabhängiger Depot-Check. Ein Depot-Check deckt die Schwächen eines Depots und die offensichtlichen Interessenskonflikte der Banken auf. Er zeigt, wenn ein Anleger zu hohe Risiken eingeht und Chancen zu wenig nutzt.

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