Geldanlagen

Technologie-Aktien beflügeln die Börsen

Trotz gestiegenen Dollar-Zinsen waren Tech-Werte auch im Februar gefragt. Bei den erhofften Leitzinssenkungen ist nun mehr Geduld gefragt. Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
05. März 2024

Die Aktienmärkte konnten ihren Aufwärtstrend im Februar fortsetzen. Gestützt wurden die Kurse vor allem durch den Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) und durch Chinas intensivierte Bemühungen zur Stabilisierung des Finanzmarkts. Chinesische Festland-Aktien gehörten für einmal zu den besten Anlagen im Berichtsmonat. Es bleibt jedoch fraglich, ob die Krise an Chinas Immobilienmarkt damit bereits eingedämmt ist.

In den USA konnte der Chiphersteller Nvidia den Umsatz im 4. Quartal noch stärker steigern als von Analysten erwartet. Die Zahlen hatten Signalwirkung für die ganze Branche: An den Börsen herrscht Zuversicht, dass KI der Wirtschaft einen ähnlichen Produktivitätsschub verleihen kann wie das Internet vor zwei Jahrzehnten.

Im Februar waren aber nicht nur Valoren aus den Bereichen Kommunikation und Technologie gefragt: In den USA konnten ausnahmslos alle Sektoren zulegen. Auch in Europa entwickelte sich die Börse freundlich, die konjunkturelle Stagnation hinterlässt jedoch zunehmend Spuren in den konsumnahen Bereichen.

Zinserwartungen werden relativiert

Bei den langfristigen Zinsen gab es vor allem im Dollar eine Gegenbewegung nach oben. Die Fremdwährungs-Obligationenindizes verzeichneten deshalb leichte Abgaben. Ein wesentlicher Grund dafür waren die jüngsten Inflationsdaten aus den USA: Die Teuerung schwächte sich im Januar zwar ab – aber weniger stark ab als erwartet. Die Marktteilnehmer revidierten in der Folge ihre Erwartungen an die US-Notenbank bezüglich der Leitzinsentwicklung.

Am Zinsterminmarkt werden noch 3 Leitzinssenkungen bis Ende Jahr gehandelt, die erste davon dürfte wohl erst im Sommer erfolgen. Für die EZB ist die Erwartungshaltung ähnlich: Die Märkte rechnen mit einer ersten Leitzinssenkung im Juni. Auch für die Eurozone gehen sie von drei Leitzinssenkungen bis Ende Jahr aus.

In der Schweiz war die Entwicklung umgekehrt: Die Teuerung gab im Januar von 1,7 auf 1,3 Prozent nach. Im Februar sank sie weiter auf 1,2 Prozent. Der Rückgang war begünstigt durch die Frankenstärke, welche die Importe verbilligte, sowie durch vorteilhafte Basiseffekte.

Es gibt aber auch Anzeichen, dass die Inflation an Breite eingebüsst hat. Die starke Abschwächung des Preisauftriebs kam etwas überraschend: Aufgrund des Anstiegs der Mieten, der Mehrwertsteuer-Erhöhung und der Anhebung der Strom-Tarife hatten die meisten Analysten mit einem Anstieg der Inflation Richtung 2 Prozent-Marke gerechnet.

Auch die SNB ging bislang davon aus, dass die Teuerung im ersten Quartal etwas anzieht. Die Eindämmung der Inflation bescherte den Franken-Obligationen im Berichtsmonat leichte Kursgewinne. Am Zins-Terminmarkt gehen die Händler sogar vermehrt davon aus, dass die SNB den Leitzins bald senken wird. Es ist nicht auszuschliessen, dass die SNB bereits im März einen Zinsschritt wagt. Wesentlich wahrscheinlicher ist indessen, dass sie noch zuwartet, weil die Frankenstärke zuletzt wieder etwas nachgelassen hat. Ein schwächerer Franken erhöht den Inflationsdruck bei den Importgütern.

Perspektiven hellen sich leicht auf

Dank der weltweiten Abschwächung der Teuerung hat sich das Konjunkturbild generell leicht aufgehellt. Vor allem die Dienstleister blicken wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. In den meisten Regionen haben sich die entsprechenden Einkaufsmanagerindizes (PMI) etwas erholt. Viele Haushalte erwarten eine leichte Aufhellung ihrer finanziellen Perspektiven.

Analysten gehen deshalb davon aus, dass die rezessive Tendenz der grossen Volkswirtschaften nachlassen wird. Eine spürbare Wachstumsbeschleunigung ist aber erst absehbar, wenn die Notenbanken ihre Leitzinsen schrittweise senken werden. Der Startschuss dazu dürfte Mitte Jahr erfolgen. Weil sich die Inflation nur langsam weiter abschwächt, dürften die Leitzinsen ebenfalls nur in kleinen Schritten sinken. Für die Börse könnte dies ein sehr attraktives Umfeld darstellen, denn ausschlaggebend ist die Aussicht auf einen rückläufigen Zinstrend.