Geldanlagen

Machen Sie den Zinseszins zum besten Freund Ihrer Ersparnisse

Schweizer Haushalte horten riesige Beträge auf dem Bankkonto. Vernachlässigbare Zinsen, hohe Steuern und die steigende Inflation gefährden diese Ersparnisse. Wer verhindern will, dass sie dahinschmelzen, muss sich jetzt darum kümmern.

Karl Flubacher
Geschäftsleiter Region Nordwestschweiz und Westschweiz

Ein kleiner Schneeball wird schnell eine grosse Kugel, wenn er den Hang hinunter rollt und Schnee aufnimmt. So einfach und effizient funktioniert auch der Zinseszinseffekt. Wer zum Beispiel 100'000 Franken spart und damit 5 Prozent Ertrag erzielt, startet schon mit 105'000 Franken ins zweite Jahr. Im dritten Jahr sind es 110'250 Franken, und nach 20 Jahren hat sich das Kapital fast verdreifacht auf 265'330 Franken – ohne, dass man weiteres Geld eingezahlt hat.

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Diesen genialen Effekt sollten sich Schweizerinnen und Schweizer dringend zunutze machen. Das VZ hat die Ersparnisse von rund 6500 Einzelpersonen und Paaren angeschaut, die sich in den letzten Jahren im Hinblick auf ihre Pensionierung beraten liessen. Im Schnitt häufen Haushalte 271'000 Franken Liquidität auf Konten an – langfristig ist das viel mehr als nötig und sinnvoll.

Auf dem Konto verliert das Geld laufend an Wert, wenn die Teuerung höher ist als der Zinsertrag – und das ist seit vielen Jahren der Fall. Rechnet man die Einkommens- und Vermögenssteuern dazu, schrumpft das Ersparte weiter.

Was können Sie tun, um Ihre Ersparnisse zu erhalten und am besten zu vermehren? Die wichtigsten Ansatzpunkte sind die Altersvorsorge, die Anlagen und Steuern. Diese Tipps helfen Ihnen, die wirkungsvollsten Massnahmen einzuleiten:

Anders sparen

An der Börse greift der Zinszinseffekt langfristig besonders stark. Legen Sie darum einen Teil Ihres Geldes in Aktien an – auch wenn das bedeutet, höhere Risiken einzugehen.

Rechner

Sparen und Anlegen: Wertentwicklung berechnen

Hier können Sie ermitteln, wie sich Ihre Ersparnisse entwickeln, wenn Sie investieren.

Je nachdem, wie viel Risiko Sie tragen können und wollen, sind dividendenstarke Aktien das Richtige für Sie. Schweizer Firmen schütten überdurchschnittlich hohe Dividenden aus – Jahr für Jahr. Wenn Sie diese Erträge nicht auszahlen lassen, sondern gleich wieder anlegen, kann der Zinseszins richtig stark wirken.

Wenn Sie Ihr Geld nicht in einzelne Aktien investieren möchten, können Sie mit Exchange Traded Funds (ETF) günstig einen ganzen Markt abdecken.

Vielen ist nicht bewusst, dass auch ETF Dividenden ausschütten, die dem Fondsvermögen gutgeschrieben werden. ETF sind so konstruiert, dass man damit eine marktgerechte Rendite erzielt. Und wer immer etwa gleich viel gewinnt und verliert wie der Markt, gehört langfristig zu den erfolgreichsten Anlegern.

Erfahrungsgemäss ist es am einfachsten, in einen ETF-Sparplan einzuzahlen, der die Erträge laufend reinvestiert. Wer zum Beispiel mit 200'000 Franken startet und Monat für Monat 600 Franken einzahlt, hat bei einer Rendite von 3,5 Prozent nach 20 Jahren 605'410 Franken zur Verfügung. Zu diesem Vermögenszuwachs hat der Zinseszins 73'790 Franken beigetragen (Tabelle unten).

Säule 3a verbessern

Wenn Sie Ihre jährlichen 3a-Beiträge auf ein Bankkonto einzahlen, wächst Ihr Guthaben nur um die jährlichen Einzahlungen, denn der Zins fällt praktisch weg.

Wechseln Sie zu einer Säule 3a mit Wertschriften. Der Wert Ihres Guthabens kann zwar schwanken, auf Dauer bleibt aber deutlich mehr Rendite als auf einem 3a-Zinskonto.

Am stärksten wirkt der Zinseszinseffekt, wenn Sie eine ETF-Lösung mit tiefen Kosten wählen, die alle Zinsen und Dividenden fortlaufend wieder investiert.

Wer ab 30 jedes Jahr in eine Säule 3a mit ETF einzahlt, kann bis zur Pensionierung fast 500'000 Franken ansparen. Und sogar wer erst mit 55 damit anfängt, kann noch auf 84'000 Franken kommen (siehe Tabelle unten).

Pensionskasse ausschöpfen

Der Mindestzins für obligatorische Guthaben in der Pensionskasse ist über die Jahre auf 1 Prozent gefallen. Zusammen mit den sinkenden Umwandlungssätzen führt das dazu, dass die Renten immer weiter schrumpfen. Zudem gleichen die wenigsten Pensionskassen die Teuerung aus. Bei einer Teuerung von 2 Prozent pro Jahr sinkt die Kaufkraft von 3000 Franken Rente in 20 Jahren auf 2000 Franken.

Darum: Nutzen Sie einen Teil Ihrer Ersparnisse für freiwillige Einkäufe. Pensionskassen gehören zu den erfolgreichsten Anlegern. So profitieren Sie davon, dass Ihr Guthaben bis zur Pensionierung einen guten Ertrag abwirft. Je nach Wohnort können Sie damit sehr viel Steuern sparen: Ihr Guthaben wird erst bei der Auszahlung besteuert, und zwar zu einem günstigeren Tarif.

Knallhart vergleichen

Um ihre schwindenden Margen zu retten, haben Banken ihre Gebühren für Konto, Depot und Anlageberatung erhöht. Auch hohe Gebühren fressen das Vermögen Stück für Stück auf. Vergleichen Sie deshalb Prämien, Gebühren und Hypozinsen.

Und scheuen Sie den kleinen Aufwand nicht, um zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Sie können Jahr für Jahr Tausende Franken sparen und so einen guten Teil des Verlusts kompensieren, die durch Steuern, Inflation und tiefere Renten entstehen.