Geldanlagen

Die US-Notenbank wird den Leitzins vorerst nicht senken

Bei den Leitzinsen bleibt die Schere zwischen den USA und der Schweiz weit geöffnet. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins letzte Woche erneut unverändert belassen.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
14. Mai 2025

Das Zielband verharrt damit bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Die meisten Marktteilnehmer hatten den Entscheid antizipiert, denn die neuen Importzölle der Regierung Trump dürften dafür sorgen, dass das Preisniveau diesen Sommer spürbar ansteigen wird.

Die reziproken Zölle wurden zwar aufgeschoben, auch die hohen Zollmauern gegenüber Waren aus China wurden inzwischen stark verringert. Aber die meisten Einfuhren in die USA sind nach wie vor Basiszöllen von 10 Prozent (und teilweise mehr) betroffen. In den USA dürfte die Inflation in der Folge anziehen. Das Aufflackern der Teuerung ist voraussichtlich nur temporär.

Die US-Notenbank wird vermutlich aber weitere Daten abwarten, um sicherzugehen, dass sich die Zweitrundeneffekte wirklich in Grenzen halten. Fed-Chef Jerome Powell liess durchblicken, dass das Fed bei der weiteren Lockerung der Geldpolitik keine Eile habe.

Dieser Ausblick ist ein klarer Hinweis darauf, dass der geldpolitische Ausschuss zuerst mehr Klarheit über die Auswirkungen des Handelsstreits auf die Konjunktur und das Preisniveau erlangen möchte. Die Konjunkturdaten für den Mai und Juni dürften weiteren Aufschluss geben.

An den Finanzmärkten gehen die Investoren davon aus, dass das Fed den Leitzins erst im August senken wird. Ein früherer Zinsschritt drängt sich nur auf, falls sich die Wirtschaftslage in den USA stark verschlechtert. Das ist vorerst nicht absehbar. Der Zinsaufschlag des Dollars gegenüber dem Franken und dem Euro bleibt damit erhöht.

Dem Dollar dürfte das in den kommenden Wochen Boden verleihen – vorausgesetzt, der Zollstreit eskaliert nicht erneut. Die substanziellen Fortschritte in den Verhandlungen mit Grossbritannien und China stimmen aber zuversichtlich, dass die Zolldiskussion in ruhigere Bahnen gelenkt werden kann.

Im Weissen Haus dürfte der jüngste Zinsentscheid des Fed für wenig Begeisterung gesorgt haben. Die Hochzinspolitik des Fed ist US-Präsident Trump ein Dorn im Auge. Trump hat Fed-Chef Powell im April stark kritisiert. Mit der Kritik wollte Trump den Druck auf das Fed vor dem Leitzinsentscheid erhöhen. Das Fed blieb aber standhaft – nicht zuletzt, weil die Zinspolitik nicht von Powell allein, sondern von einem neunzehnköpfigen Expertengremium – dem Offenmarktausschuss – gestaltet wird. Und dieses Gremium hat seine Unabhängigkeit bewahrt und die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank mit dem jüngsten Zinsentscheid gestärkt.

 

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