Zinsen werden noch längere Zeit auf höherem Niveau verharren
Die Hoffnung auf baldige Leitzinssenkungen waren verfrüht. Die ersten Notenbanken dürften wohl erst nächstes Jahr zu diesem Mittel greifen.

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Die Leitzinsen in den grossen Wirtschaftsräumen USA und Europa sowie in der Schweiz dürften länger auf höherem Niveau bleiben als bislang erwartet. Für die USA und Europa erwarten die Märkte die ersten Senkungsschritte frühestens im kommenden Jahr. In der Schweiz gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins gar bis Ende 2024 nicht senkt (vgl. Grafik).
In der vergangenen Woche hat die US-Notenbank Fed den Leitzins zum ersten Mal seit über einem Jahr wie erwartet unverändert belassen. Die Technologie-Aktien reagierten mit einer Kursrally.
Allerdings hob das Fed zugleich auch die Prognose für den Höhepunkt für den Zinszyklus an, und zwar auf 5,5 bis 5,75 Prozent. Das würde zwei Zinsschritten von je 0,25 Prozentpunkten entsprechen. Interessant ist aber, dass die Dollar-Zinskurve praktisch unverändert ist. Auch die Terminsätze passten sich der Prognose nicht an. Das bedeutet, dass der Markt dem Fed nicht glaubt, dass weitere Zinserhöhungen nötig sind. So ist denn auch maximal ein kleiner Zinsschritt in den Erwartungen eingepreist. Anders sieht die Lage bei der Europäischen Zentralbank aus. Diese hob den Leitzins vergangene Woche weiter an.
Gleichzeitig hat die EZB den Märkten und den Gewerkschaften für die Lohnverhandlungen klare Signale gegeben, dass der Zinserhöhungszyklus noch nicht vorüber ist. Das heisst, dass der Einlagesatz mit zwei weiteren Schritten im Juli und September auf 4 Prozent steigen könnte.
Die Schweizerische Nationalbank hat am Donnerstag ebenfalls den Leitzins erhöht, und zwar um 0,25 Prozentpunkte. Neu liegt der Leitzins bei 1,75 Prozent.
Nicht nur die kurzfristigen Zinsen sind angestiegen, sondern auch die langfristigen Sätze. Damit sind Obligationen wieder deutlich attraktiver geworden. Dollar-Anleihen mit Anlagequalität werfen wieder fast 5 Prozent Rendite ab – so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Aber auch globale, europäische und Schweizer Anleihen sind aktuell so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr. Damit hellen sich auch die Perspektiven für diversifizierte Portfolios mit Aktien und Obligationen auf.
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