Geldanlagen

Was hinter der Rally von Technologie-Aktien steht

Technologie-Aktien sind die klaren Gewinner des ersten Halbjahres. Ausgelöst wurden die Kursavancen von neuen Software-Lösungen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
28. Juni 2023

Dieser Innovationsschub reiht sich ein in eine lange Liste vergangener Meilensteile: Computer, Software, Internet, mobile Geräte, Vernetzung, Cloud – und nun KI. Wie bei den vorherigen Innovationszyklen wird den hinter KI stehenden Anwendungen ein grosses Potenzial zugeschrieben. Seit Jahresbeginn verzeichnet der globale Technologiesektor in Franken einen Zuwachs von 32 Prozent (vgl Grafik).

Den Stein ins Rollen gebracht hatte das amerikanische Unternehmen OpenAI. Im Winter lancierte es mit einer neuen Version von Chat-GPT eine interaktive Softwarelösung, die Menschen das Suchen und Zusammentragen von Informationen im Internet vereinfachen soll. Die Software gilt als am weitesten fortgeschrittene sprachbasierte KI.

Die Geschwindigkeit, mit der ChatGPT den Durchbruch schaffte, ist bemerkenswert. Fünf Tage nach ihrer Veröffentlichung im November hatte die Plattform bereits eine Million Nutzer. Das ist ein Rekord, wenn man bedenkt, dass Instagram bislang mit 2,5 Monaten am schnellsten die Millionen-Grenze durchbrochen hatte. Im Januar 2023 hatte ChatGPT bereits eine Nutzerbasis von mehr als 100 Millionen. Allerdings sind Chatbots nur eine von vielen KI-Anwendungen. In der Industrie wird KI zum Beispiel in sehr vielen Bereichen zur effizienteren Auswertung von Daten und zur Optimierung von Prozessen verwendet. So werden etwa Daten von Sensoren schneller ausgewertet und damit der Energieverbrauch verringert. Mittelfristig kann KI auch das autonome Fahren ermöglichen.

Trotz der Tech-Aktien-Rally bleibt die Diversifikation der Geldanlagen das Gebot der Stunde. Wer nur in einzelne Aktien oder Sektoren investiert, geht indessen unnötig hohe Risiken ein. Das gilt ganz besonders für den Technologie-Bereich. Nicht jede hochgejubelte Innovation wird wirklich ein «Game-Changer», und nicht jede aufstrebende Firma kann sich langfristig behaupten. Die IT-Branche ist von einem starken Strukturwandel geprägt, der auch Verlierer hervorbringt.

Gerade nach dem jüngsten Kursschub sind einige Titel sehr stattlich bewertet. Es ist deshalb wichtig, dass man weiterhin hin breit investiert bleibt, zumal auch in den übrigen Sektoren Chancen lauern – teilweise auch dank Künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig wird die Schwankungsbreite des Portfolios damit stark reduziert.

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US-Industrie im Stimmungshoch

Der amerikanische Industriesektor weist für Mai ein unerwartetes Auftragsplus aus. Gegenüber dem Vormonat haben die Bestellungen für langlebige Güter wie Flugzeuge und Maschinen um 1,7 Prozent zugelegt, so das Handelsministerium. Ökonomen hatten indes mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet. Gleichzeitig hellt sich auch die Konsumentenstimmung in den USA auf. Das Barometer für die Konsumlaune stieg im Mai deutlich von 102,5 auf 109,7 Zähler. Das entspricht zugleich dem höchsten Stand seit Januar 2022.

China sieht beschleunigtes Wachstum

In China nimmt die Wirtschaft allmählich an Fahrt auf. Ministerpräsident Li Qiang geht davon aus, dass das Wachstum des Bruttoinlandprodukts die jährliche Zielmarke von 5 Prozent erreichen dürfte. Zugleich will der Staat die Nachfrage und damit auch die Konjunktur mit verschiedenen Massnahmen ankurbeln. Konkrete Schritte wurden jedoch nicht vermeldet.

Kampf gegen Inflation könnte länger dauern

Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnten die Notenbanken wohl mehr Zeit benötigen, um die Inflation wieder auf das angestrebte Niveau zu bringen. Obschon die Zentralbanken in den vergangenen eineinhalb Jahren die Zinssätze in rasantem Tempo erhöht haben, haben sie ihr Ziel noch nicht erreicht. Sowohl die US-Notenbank wie auch die EZB und die SNB streben längerfristig eine maximale Inflationsrate von zwei Prozent pro Jahr an.

· Wachstumsverlangsamung bei Dienstleistern

Der Dienstleistungssektor hat in der Eurozone an Dynamik eingebüsst, auch wenn er weiterhin in der Wachstumszone verharrt. Das liegt unter anderem daran, dass die Ausgabebereitschaft der Kunden nachlässt. In den USA hingegen ist die positive Entwicklung der Dienstleister ungebrochen. Die Auftragseingänge verharren auf hohem Niveau, auch der Kostendruck lässt kaum nach.