Strukturierte Produkte: Wo die Risiken von hohen Coupons liegen
Barrier Reverse Convertibles gehören in der Schweiz zu den beliebtesten Strukturierten Produkten – vor allem dank des optisch oft sehr attraktiven Coupons. Die Risiken sollte man aber ebenfalls im Auge behalten.

Tobias Kurth
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Wenn die Börsen nicht mehr so richtig vom Fleck kommen, locken die Barrier Reverse Convertibles (BRC) mit ihren attraktiven Coupons. Diese sind in Zeiten von stagnierenden Aktienkursen besonders beliebt. Mit einer Laufzeit von ein bis eineinhalb Jahren und einem Coupon, der bis in den tiefen zweistelligen Bereich gehen kann, offerieren Strukturierte Produkte eine auf den ersten Blick attraktive Alternative.
Wie beliebt Reverse Convertibles mit oder ohne Barriere sind, zeigen aktuelle Daten des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte (SSPA). Im ersten Quartal dieses Jahres erzielten Reverse Convertibles und Barrier Reverse Convertibles einen mehr als doppelt so hohen Umsatz wie das nächstfolgende Produkt, ein Kapitalschutzprodukt mit Coupon (vgl. Grafik).
Umsatzzahlen im ersten Quartal 2023
Doch aller Beliebtheit zum Trotz: Anlegerinnen und Anleger sollten sich auch den Risiken bewusst sein, die solche Produkte beinhalten. So ist etwa die Rückzahlung des Nennwerts – also des investierten Betrags – nicht garantiert. Der Anleger erhält seine Investition nur zurück, wenn der oder die Basiswerte – meist Aktien – während der Laufzeit des BRC eine bestimmte Grenze (Barriere) nicht unterschreiten oder diese Barriere vor Ende der Laufzeit zumindest wieder überschreiten. Andernfalls erhält er statt seiner Anfangsinvestition die Aktien mit dem grössten Kursverlust. Dem Anleger droht damit ein Teil- oder schlimmstenfalls gar Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Gerade der Absturz der Credit Suisse im März hat schonungslos aufgezeigt, wie schnell sich ein Kurszerfall abspielen kann, der sämtliche Barrieren nach unten durchbricht. Und die Credit Suisse hat noch ein zusätzliches Risiko bei BRC aufgezeigt: das Emittentenrisiko. Hätte die UBS mit der Übernahme der Credit Suisse nicht zugleich auch die von der CS herausgegebenen Finanzprodukte übernommen, wären in diesem Fall die Käuferinnen und Käufer von CS-Strukis vor einem Totalverlust gestanden.
Denn Strukturierte Produkte gelten im Unterschied zu ETF und Anlagefonds nicht als Sondervermögen. Sie sind damit nicht geschützt bei einer Zahlungsunfähigkeit des Herausgebers. Die Bonität des Herausgebers ist deshalb eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl eines Strukturierten Produktes.
Anleger sollten BRC wegen ihrer Abhängigkeit von der Kursentwicklung der Basiswerte generell besser mit Aktien als mit Zinswerten vergleichen. BRC eignen sich deshalb nur für Anleger, die bereit sind, die Risiken von Aktien zu tragen.
Bei der Auswahl von Strukturierten Produkten sollten Anleger deshalb nur auf solche mit den Aktien setzen, die sie bei einer Titel-Auslieferung auch gerne im Portfolio hätten.
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