So steht die Schweizer Wirtschaft im Vergleich zu Europa da
Die Weltwirtschaft wächst weniger stark als in den vergangenen Jahren – das bekommt auch die Schweiz zu spüren. Dennoch gibt es einige Entwicklungen, die positiv stimmen.

Christoph Sax
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In vielen Ländern hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2023 abgeschwächt. In den USA ist die Wirtschaft gegenüber dem Vorjahresquartal nur um 0,3 Prozent gewachsen. Die Analysten hatten einen Zuwachs von 0,5 Prozent erwartet. Noch schwächer zeigte sich die Dynamik in der Eurozone. Die Wirtschaft expandierte in der Währungsunion im ersten Quartal gerade mal um 0,1 Prozent.
Die positive Nachricht ist, dass der befürchtete Wirtschaftseinbruch ausgeblieben ist. Auffällig sind die markanten Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten. Während in Italien und Spanien die Wirtschaft überdurchschnittlich wächst, herrscht in Deutschland Stagnation (siehe Grafik). Irland und Österreich verbuchten gar eine negative Entwicklung.
Für die Schweiz liegen noch keine BIP-Daten für das erste Quartal vor, diese werden erst Ende Monat publiziert. Erwartet wird ein Plus von 0,1 Prozent. Dennoch steht die Schweiz im Vergleich zum europäischen Ausland gut da – vor allem auch mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf. Zwar sind die Einkaufsmanagerindizes im April weiter gesunken, und in der Industrie haben die Unternehmen nach mehreren Monaten mit schrumpfenden Auftragsbüchern das Produktionsniveau gesenkt.
Dennoch schaffen sie weiterhin neue Stellen. Das deutet darauf hin, dass sie die aktuelle Delle nur als temporär betrachten. Der KOF-Konjunkturbarometer hat vorausschauenden Charakter. Auch dieser zeigt ein gemischtes, aber grundsätzlich positives Bild. Der KOF-Indikator liegt mit 96.4 Punkten zwar leicht unter dem langfristigen Durchschnitt. Er signalisiert auf diesem Niveau aber immer noch ein moderates Wachstum der Schweizer Wirtschaft.
Am Arbeitsmarkt gibt es bislang keine Anzeichen einer Trendwende: Seit Dezember verharrt die Arbeitslosenquote auf 1,9 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Umfragen unter den Haushalten zeigen, dass die Arbeitsplatzsicherheit trotz Ukraine-Krieg als hoch eingeschätzt wird. Dies stützt den Privatkonsum, der sich weiterhin solide entwickelt.
In der Summe deuten alle diese Indikatoren darauf hin, dass die Schweizer Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann.
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Weitere Zinsschritte in den USA und Europa
Die US-Notenbank hat den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf ein Zielband von 5 bis 5,25 Prozent angehoben. Am Donnerstag folgt die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Zinsentscheidung. Auch hier erwartet die Mehrheit der Ökonomen einen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte. Damit würde der Einlagensatz, der auch für die Sparzinsen eine Rolle spielt, auf 3,25 Prozent steigen.
US-Industrie mit Auftragsplus
In der amerikanischen Industrie sind die Bestellungen im März gegenüber dem Vormonat 0,9 Prozent gestiegen. Damit hat die Branche die jüngste Talfahrt etwas abbremsen können. Zuvor hatten die Industrieunternehmen die Folgen der mehreren Zinserhöhungen der US-Notenbank zu spüren bekommen. Die durch die höheren Zinsen gestiegenen Kreditkosten hatten die Nachfrage nach Industriegütern gebremst.
Schweizer Detailhandel setzt mehr um
Die Detailhändler in der Schweiz haben im März mehr Umsatz erzielt – dies jedoch vor allem dank höheren Preisen. Insgesamt stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr nominal um 0,9 Prozent. Ohne Preiserhöhungen wären die Verkäufe allerdings um 1,9 Prozent gesunken. Besonders gefragt waren elektronische Geräte wie Handys oder Fernseher mit einem nominalen Umsatzwachstum von 7,2 Prozent. Wegen tieferen Preisen betrug die reale Veränderung bei dieser Warengruppe sogar 11,5 Prozent.
Inflation im Euroraum wieder ansteigend
Die Konsumentenpreise haben gemäss einer ersten Schätzung im April wieder etwas stärker zugelegt. Das europäische Statistikamt Eurostat geht davon aus, dass Die Inflationsrate in der Währungsunion im April von 6,9 auf 7,0 Prozent gestiegen ist. Damit liegt die Inflation noch immer mehr als drei Mal so hoch wie die Zielmarke der EZB. Sie erachtet 2 Prozent als Optimalwert. Ihren Höhepunkt erreichte die Teuerung in der Eurozone im Oktober bei 10,6 Prozent. Seither ist sie kontinuierlich gesunken.