Geldanlagen

Rückläufige Gewinne bei US-Unternehmen – aber kein Grund zur Sorge

Bei den Jahreszahlen der Unternehmen interessiert meistens nur, ob die Erwartungen erfüllt oder verfehlt wurden. Es lohnt sich aber, etwas tiefer zu blicken. 

Christoph Sax

Chief Investment Officer
Publiziert am
29. März 2023

Oftmals wird anlässlich der Berichtssaison in den USA analysiert, wie viele Unternehmen die Erwartungen der Finanzanalysten erfüllt oder verfehlt haben. Es lohnt sich aber auch, einen Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung zu werfen. Daraus lässt sich die Margenentwicklung ablesen – ein wichtiger Indikator dafür, ob Unternehmen Wert schaffen können.

Bei der Analyse der Viertquartalszahlen 2022 der 500 grössten US-Unternehmen, die im S&P-500-Index enthalten sind, fällt auf: Der Umsatz ist um 5,3 Prozent gewachsen, der Gewinn aber im gleichen Zeitraum um 4,6 Prozent gefallen. Entsprechend ist die Reingewinn-Marge gegenüber dem Vorjahresquartal – also dem vierten Quartal 2021 – von 12,4 auf 11,3 Prozent gesunken (siehe Grafik).

Lässt dies nun auf einen erheblichen Margendruck schliessen? Die Antwort lautet: Nein. Erstens war die Vergleichsbasis aus dem Jahr 2021 äusserst hoch, und zweitens sind US-Unternehmen im internationalen Vergleich immer noch sehr profitabel. Wenn man zudem die Reingewinn-Margenentwicklung über eine längere Zeit betrachtet, so sieht man, dass die aktuelle Marge noch immer über den Werten vor der Pandemie liegt.

Die Werte haben sich also nach den Corona-Jahren bloss wieder etwas normalisiert. Damals hatten Lieferengpässe und Warenknappheiten vielerorts die Margen nach oben getrieben. Nur bei zwei Branchen liegen die Margen heute tiefer als noch vor der Pandemie: Bei den Versorgern und der Kommunikations-Branche. Zumindest beim letzteren Sektor liegt das auch daran, dass sich dieser im Umbruch befindet – wie zum Beispiel auch die beiden Unternehmen Meta (Facebook) und Alphabet (Google), die nicht als Technologietitel gelten. Doch was bedeutet die ausgewiesene Ertragsschwäche nun für Anlegerinnen und Anleger?

Die gute Nachricht ist, dass es klare Indizien gibt, dass diese Schwäche kein strukturelles Problem ist, sondern nur temporär. So hat etwa der starke Dollar die Erträge der US-Unternehmen im Ausland geschmälert. Dieser Effekt dürfte ab der zweiten Jahreshälfte wegfallen, da sich der Dollar wieder etwas abgeschwächt hat.

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Schweizer Unternehmen überzeugen mit Jahreszahlen

Inzwischen haben fast alle Unternehmen aus dem Swiss Market Index die Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 vorgelegt. Die grösstenteils global tätigen Unternehmen hatten vergangenes Jahr mit einigen Herausforderungen wie höheren Preisen oder frankenbedingt mit Währungseffekten zu kämpfen. Dennoch gelang es vielen Firmen, die teils hohen Erwartungen zu übertreffen. Holcim und Sika lieferten gar Rekordergebnisse. Für das laufende Jahr sind die Unternehmen aber nicht alle gleichermassen zuversichtlich. Während etwa das Abklingen der Pandemie den Ausblick von Lonza und Roche belastet, erwartet der Rückversicherer Swiss Re wiederum ein starkes Wachstum über die kommenden Monate.

Notenbanken heben Zinsen weiter an

Die Notenbanken haben jüngst die Zinsen auf breiter Front weiter nach oben geschraubt. In den USA hat das Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 4,75 bis 5 Prozent angehoben. Angesichts dessen, dass der an den Futures-Märkten gehandelte Zins-Höhepunkt bei 5 Prozent liegt, könnte dies allenfalls der letzte Zinsschritt des Fed gewesen sein. Die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank of England haben ihren Leitzins im März um jeweils 0,50 Prozentpunkte erhöht. Bei diesen drei Notenbanken dürfte es kaum der letzte Zinsschritt in diesem Jahr gewesen sein. In allen drei Wirtschaftsräumen werden die kurzfristigen Zinsen weiter steigen.

US-Verbraucherstimmung überrascht

Die Konsumenten in Nordamerika blicken optimistischer in die Zukunft. Im März ist das Barometer für die Verbraucherlaune auf 104,2 Zähler gestiegen. Im Februar lag er noch bei 103,4. Ökonomen hatten gar mit einem Rückgang gerechnet. Die Konsumenten schätzen ihre Lage schlechter ein als im Februar, sind aber mit Blick voraus zuversichtlicher. Dennoch rechnen die Befragten auf Sicht von zwölf Monaten mit einer Teuerungsrate von 6,3 Prozent – knapp über dem aktuellen Niveau von 6 Prozent.

Aufwärtstrend der Dienstleister setzt sich fort

Der Dienstleistungssektor ist derzeit das Zugpferd der Euro-Wirtschaft. Das lässt sich aus den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes, die 85 Prozent der Rückmeldungen, enthalten, herauslesen. Auch der Industriesektor konnte zulegen. Beide Bereiche markieren bei der Unternehmensstimmung ein Zehn-Monate-Hoch.