Ferienwohnung: Eine gute und finanzierbare Anlage?

Leserinnenfrage: "Seit einigen Jahren gehe ich (w, 53) in einem bekannten Alpenort in der Schweiz in die Ferien. Jetzt überlege ich mir, dort eine kleine Ferienwohnung zu kaufen. Die Wohnung könnte ich zu einem Teil mit Ersparnissen finanzieren, ich bräuchte aber sicher auch eine Hypothek. Was muss ich beachten?"

Stefan Lipp
Immobilienspezialist
Publiziert am
25. Juli 2022

Ferienliegenschaften in den Schweizer Tourismusregionen sind sehr beliebt. Wer trotzdem ein bezahlbares Objekt findet, sollte vor dem Kauf einige wichtige Punkte abklären. Insbesondere die Hypothek kann eine Knacknuss sein.

Die Banken wenden zwar die gleichen Tragbarkeitskriterien an wie bei Eigenheimen: Hypothekarzinsen, Amortisationen und Unterhaltskosten dürfen maximal ein Drittel des Bruttoeinkommens ausmachen, selbst wenn die Zinsen auf fünf Prozent steigen sollten.

Erfahren Sie Aktuelles zu Hypotheken, Zins- und Marktentwicklungen – mit Tipps zu Ihrer Hypothekarstrategie:

Strengere Regeln

Bei den Finanzierungskriterien sind viele Banken aber strenger. So muss man meist schon ab einer Belehnung von 50 Prozent amortisieren, beim Eigenheim erst ab 65 Prozent. Oft verlangen die Banken für den Kauf eines Ferienobjektes auch mehr Eigenmittel. Dazu kommt, dass man keine Gelder aus der Pensionskasse und der Säule 3a einsetzen darf.

Auch wenn es trivial klingt: Ein Ferienhaus respektive eine Ferienwohnung verursacht laufend Kosten. Teuer können vor allem ältere Objekte in schlechtem Zustand werden. Es lohnt sich, vor dem Kauf den Renovations- und Unterhaltsbedarf von einer Fachperson abschätzen zu lassen. Gibt es für die Ferienwohnung einen Erneuerungsfonds der Stockwerkeigentümergemeinschaft, sollte man die dafür jährlich anfallenden Kosten ebenfalls in die Budgetplanung aufnehmen.

Keine ideale Geldanlage

Es gilt die Regel: Die eigene Ferienliegenschaft ist der ideale Ort, um dort das Leben zu geniessen. Dass man damit Geld verdient, ist eher die Ausnahme. Denn oft sprudeln die Mieterlöse nicht so reichhaltig wie erhofft, und das nur zur Hauptsaison.

Merkblatt

Eine Ferienimmobilie kaufen: Das sollten Sie wissen

Was Sie bei der Finanzierung und den Steuern beachten und mit welchen weiteren Kosten Sie rechnen sollten, erfahren Sie hier. 

Von den Mieteinnahmen muss man in seinen Berechnungen dann wiederum die teils hohen Ausgaben für Unterhalt, Renovationen, Hypothek, Steuern etc. abziehen. Das drückt auf die Rendite. Zudem schwanken die Preise von Ferienimmobilien stärker als die von Eigenheimen. Ferienregionen können zwar über Jahre stark boomen, aber eben plötzlich aus verschiedensten Gründen auch ihren Charme verlieren. Das kann dann die Immobilienpreise drücken.

Unsichere Entwicklung

Wer sich eine Liegenschaft zulegt, muss sich bewusst sein, dass er beim Verkauf vielleicht weniger als den ursprünglichen Kaufpreis erhält. Insbesondere bei tiefergelegenen Skigebieten kommt hinzu: Sind die Winter in Zukunft wegen des Klimawandels mehr grün statt weiss, wirkt sich das auf die Immobilienpreise aus. All das zeigt: Beim Kauf einer Ferienliegenschaft gibt es einige wichtige Dinge, die man beachten muss. Davon darf man sich aber auch nicht unnötig abschrecken lassen. Sind alle Hürden gemeistert, lautet die Devise: das neue Ferienhaus oder die neue Ferienwohnung geniessen!