Mehr- oder Minderrendite? Der Benchmark zeigt‘s
Benchmarking – was nach einer finanztechnischen Spielerei klingt, ist für den Anleger von entscheidender Bedeutung. Denn der Benchmark gibt ihm einen Hinweis über die Qualität seiner Anlage.

Nino Zebiri
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Ist eine Aktienrendite von 5 Prozent gut, ein Verlust von 5 Prozent schlecht? Das lässt sich seriös nur beurteilen, wenn man weiss, wie sich der entsprechende Markt entwickelt hat. Gewinnt der Aktienmarkt fast 20 Prozent, wie in der Schweiz im Jahr 2021, dann sind 5 Prozent Rendite wohl kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis. Ist die Aktienmarktentwicklung hingegen schwach wie etwa im vergangenen Jahr, dann kann man mit einer Aktienrendite von minus 5 Prozent mehr als zufrieden sein.
Um die Anlagerendite in einen Kontext setzen zu können, braucht es also eine Art Orientierungshilfe – in der Fachsprache Benchmark genannt. Bei einem Benchmark handelt es sich in der Regel um einen Index wie dem Swiss Bond Index AAA-BBB, der als Referenz für in Schweizer Franken denominierte Obligationen dienen kann, oder dem MSCI World als Massstab für die Entwicklung des weltweiten Aktienmarkts.
Der Benchmark bzw. der Referenzindex setzt die Rendite einer Anlage ins Verhältnis zur Markt-entwicklung (illustratives Beispiel).
Benchmark ist unverzichtbar
Ein Benchmark ist in der Vermögensverwaltung von grosser Relevanz. Manager von aktiven Fonds beispielsweise müssen ihre Anlagekunst an einem Index messen lassen. Benchmarking kommt auch zum Einsatz, wenn die Rendite von Anlageprodukten verglichen werden soll, beispielsweise zwischen aktiv und passiv bewirtschafteten Fonds.
Der grosse Unterschied zwischen aktiven und passiven Fonds besteht im Anlageziel. Aktive Fonds haben zum Ziel, eine möglichst grosse Mehrrendite gegenüber ihrem Benchmark zu erreichen. Dies ist jedoch nur möglich, indem sie in ihrer Zusammensetzung deutlich von diesem Benchmark abweichen. Da jedoch das Risiko besteht, auch eine Minderrendite zu erreichen, kommt es vor, dass viele aktive Fonds in ihrer Zusammensetzung kaum von der Benchmark abweichen. In diesem Fall sollten Anleger kostengünstige ETF oder Indexfonds vorziehen.
ETF und Indexfonds dagegen versuchen, den Benchmark so exakt wie möglich nachzubilden. Bei diesem passiven Ansatz unterscheidet sich die Fonds-Rendite denn auch kaum von der Rendite des Vergleichsindexes. Im Unterschied dazu können aktive Fonds eine klare Mehrrendite erzielen, aber auch deutlich hinter dem Benchmark zurückbleiben (siehe Grafik).
Alternative Indizes
Neben Standard-Benchmarks gibt es auch eine Vielzahl an alternativen Indizes, oder auch Faktor-Indizes genannt. Ein grosser Trend ist hier, bestehende Indexkonzepte dahingehend zu verfeinern, dass durch passives Investieren in einen alternativen Index eine Mehrrendite gegenüber dem ursprünglichen Index erreicht werden kann. Diese Spielart der passiven Geldanlage nennt sich Faktor Investing. Dabei werden bestimmte Eigenschaften von Aktien – Faktoren genannt – bei der Indexgestaltung ausgenutzt, um allfällige Schwachstellen der klassischen Indizes zu beheben oder ein spezifisches Rendite-Risiko-Profil zu erreichen. Um die Qualität solcher Faktor-Produkte zu messen, kommen dann zwei Benchmarks zum Einsatz. Einerseits der ursprüngliche Index, von dem sich der alternative Index ableitet, zur Bestimmung der Entwicklung im Vergleich mit dem entsprechenden Markt. Andererseits wird der alternative Index herangezogen, um zu ermitteln, wie gut der Fonds diesen repliziert.
Benchmarks aus mehreren Anlageklassen
Einen weiteren Spezialfall von Benchmarks gibt es beispielsweise bei Mischfonds. Da diese in verschiedene Anlageklassen investiert sind, setzt sich der Benchmark hier aus den Indizes der Anlageklassen mit der entsprechenden Gewichtung zusammen. Um die Rendite eines solchen Fonds zu messen, der beispielsweise zu 70 Prozent in Zinswerte Schweiz und zu 30 Prozent in Aktien Schweiz investiert ist, könnte sich eine Zusammenführung von Swiss Bond Index AAA-BBB (als Benchmark für Obligationen) und Swiss Performance Index (als Benchmark für die Aktien) anbieten. Bei solchen Indizes spricht man von kundenspezifischen oder auch customized Benchmarks.
Der Benchmark ist auch zu Beginn eines Anlageentscheids zentral. Es kann empfehlenswert sein, dass der Anleger zunächst einen oder mehrere Benchmarks auswählt, von der bzw. von denen er sich die beste Rendite erhofft. Und erst in einem zweiten Schritt wird das Produkt gewählt, welches sich mit der Entwicklung des Benchmarks messen lassen muss. Es kann zudem sinnvoll sein, gleichzeitig in einen Index und in dessen alternatives Konstrukt zu investieren – zum Beispiel über die kostengünstigen und transparenten ETF.