Höhere Zinsen: Lohnen sich Aktien und Obligationen immer noch?
Die Zinsschritte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im vergangenen Jahr führen bei immer mehr Banken zu steigenden Zinsen. Dies macht auch Sparen wieder attraktiver. Was soll man nun tun?

Tim Zemp
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Sparerinnen und Sparer dürften sich über das Ende der Negativzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) seit Ende September letzten Jahres gefreut haben. Denn zuvor hatten sich die Sparzinsen auf historischen Tiefstständen befunden. Damit fiel auch lange Zeit der Effekt des Zinseszinses weg.
Vergleicht man die Rendite eines Franken-Sparkontos mit der Wertentwicklung von Schweizer Aktien und Obligationen seit der Finanzkrise, lässt sich ein markanter Unterschied erkennen.
Was heisst das nun, da das Zinsniveau wieder höher liegt? Die Freude ist verfrüht: Trotz der gestiegenen Sparkontozinsen bleibt der Nettozins vieler Banken allein durch die Vermögenssteuer negativ. Hinzu kommt, dass sich die Inflation mit aktuell 3,3 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1993 befindet. Die SNB verfolgt zwar ein langfristiges Inflationsziel von 2 Prozent. Jedoch vermindert schon bei einer Inflation von 2 Prozent die Kaufkraft eines Vermögens von 1'000'000 Franken nach 10 Jahren auf 820'300 Franken und nach 20 Jahren sogar auf 673'000 Franken. Bei einer Teuerung verliert man somit auf den Kontoguthaben langfristig deutlich an Kaufkraft.
Gleichzeitig sind Obligationen durch die Kurskorrekturen im vergangenen Jahr wieder deutlich attraktiver geworden. Der starke Zinsanstieg hat zu einer deutlichen Erhöhung der Verfallsrenditen bei Obligationenindizes geführt. Die Verfallsrendite von globalen Obligationen liegt aktuell beim mehrjährigen Höchststand. Mit einer Verfallsrendite von rund 1,95 Prozent sind auch die Schweizer Obligationen so attraktiv wie schon lange nicht mehr.
Auch Aktien können noch vor der Entwertung des Vermögens schützen. Aktuell liegen die Börsenstände weit weg von den Höchstwerten. Trotz diverser Krisen hat beispielsweise der Swiss Market Index (SMI) seit dem 31. März 1995 rund 18 Höchststände pro Jahr erreicht. Steigende Aktienmärkte sind somit nichts Ungewöhnliches. Hinter diesem Aufwärtstrend von Aktienmärkten stehen die langfristige Entwicklung der Wirtschaft und die Unternehmensgewinne. Durch die jährliche Überprüfung der Indexzusammensetzung des SMI wird zudem sichergestellt, dass die Qualität der enthaltenen Unternehmen hoch bleibt.
Zudem werfen Aktien regelmässig Dividenden ab. So kann der Zinseszinseffekt seine Wirkung entfalten, wenn die Dividendeneinnahmen jedes Mal reinvestiert werden. Die durchschnittliche Dividendenrendite des SMI beträgt über 3% pro Jahr. Der Wert des Guthabens kann zwar kurzfristig schwanken, dafür ist die Rendite langfristig deutlich höher als auf einem Sparkonto.
Wertschriften wie Obligationen oder Aktien können somit vor einem Kaufkraftverlust schützen und sogar langfristig die Kaufkraft deutlich erhöhen. Auch spielen in einer langfristigen Betrachtung die Einstiegszeitpunkte nur bedingt eine Rolle. Wichtig ist, dass man einsteigt, einen langfristigen Anlagehorizont verfolgt und an der Anlagestrategie festhält. Anlagestrategien mit Aktien und Obligationen lassen sich am besten mittels kostengünstiger Indexfonds umsetzen. Wer dennoch seine Gelder auf dem Sparkonto halten möchte, sollte sicherstellen, dass die Zinsen möglichst hoch ausfallen.
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