Die Titelgewichtung ist ein entscheidender Aspekt
Faktorindizes sind in letzter Zeit stärker in den Anlegerfokus gerückt. Interessant ist, wie diese Indizes konstruiert sind.

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Marktkapitalisierte Aktienindizes wie SMI, Dax oder Dow Jones sind aus Anlegersicht oftmals nicht optimal diversifiziert. Zudem entsteht das Faktorexposure – also die Gewichtung bestimmter Merkmale der im Index enthaltenen Aktien wie tiefe Bewertung oder Volatilität – relativ zufällig. Dies kann auch zum Nachteil des Anlegers ausgeprägt sein. Faktorindizes versuchen diese Nachteile abzuschwächen, indem sie die Titel anhand dieser Merkmale auswählen.
Bei der Konstruktion von Faktorindizes wird grundsätzlich in vier Schritten vorgegangen. Am Anfang wird das sogenannte Anlageuniversum definiert. Es geht also darum, beispielsweise eine Anlageregion wie Aktien Schweiz oder einen Anlagesektor wie Gesundheitswesen zu bestimmen.
In einem zweiten Schritt wird festgelegt, welche Aktien aus diesem Anlageuniversum ausgewählt werden – nur eine bestimmte Anzahl oder alle.
Auf die Gewichtung kommt es an
Ein weiter wichtiger Schritt ist, wie die Titel in dem Faktorindex gewichtet werden sollen. Die Gewichtung ist ein zentraler Unterschied zwischen Faktorindizes und klassischen marktkapitalisierten Indizes. Für die Festlegung der Titelgewichtungen in Faktorindizes gibt es unterschiedliche Verfahren.
Werden sämtliche Titel aus einem Anlageuniversum ausgewählt, dürfen diese nicht ausschliesslich nach der Marktkapitalisierung gewichtet werden. Denn sonst würde es zu keiner Abweichung vom Vergleichsindex kommen. Beschränkt sich die Auswahl allerdings auf eine Teilmenge, kann grundsätzlich auch eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung vorgenommen werden.
Die ausgewählten Aktien können beispielsweise auch gleichgewichtet werden. Solche Indizes erkennt man häufig an dem Beisatz „equal weighted“, wie beim MSCI World Mid Cap Equal Weighted Index.
Gewichtung nach Faktoren
Es gibt auch Gewichtungsansätze, bei denen nur die Faktoren – sprich die oben erwähnten Aktienmerkmale wie tiefe Bewertung und Volatilität – relevant sind, ohne dass die Marktkapitalisierung einbezogen wird. So können Titel mit einer hohen Volatilität beispielsweise geringer gewichtet werden als Titel mit einer tiefen Volatilität. Es können auch mehrere Faktoren kombiniert werden. Dann handelt es sich um Multi-Faktor-Indizes.
Je nach Indexmethode sind bei Faktorindizes Beschränkungen bei der Gewichtung von Sektoren, Ländern oder in der Anzahl einzelner Titel möglich. Ziel dieser Einschränkungen kann sein, eine bessere Diversifikation im Index zu erreichen und Klumpenrisiken zu vermeiden.
Damit die Indexzusammensetzung im Laufe der Zeit nicht zu stark von der definierten Zielgewichtung abweicht, ist in einem vierten Schritt ein regelmässiges Rebalancing erforderlich. Darunter versteht man die Rückführung der prozentualen Gewichtungen auf die ursprünglich festgelegte Grösse. Die Anzahl Titel mit starker Kursentwicklung wird also reduziert, und Titel mit schwächerer Rendite werden zu tiefen Einstandskursen zugekauft.
Anlegern, die in solche Faktor-Indizes investieren wollen, stehen an der Schweizer Börse eine Vielzahl von Faktor-ETF zur Auswahl. Wer auf tiefe Volatilität setzen möchte, kann das beispielsweise mit dem iShares Edge MSCI World Minimum Volatility (Aktien Welt) oder dem UBS ETF Factor MSCI EMU Low Volatility (Aktien Europa) tun. Soll der Faktor tiefe Bewertung stärker gewichtet werden, lässt sich dies beispielsweise mit dem UBS ETF MSCI EMU Value (Aktien Europa) oder dem SPDR MSCI USA Value Weighted (Aktien USA) umsetzen.
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