Geldanlagen

Die Inflation geht nur zögerlich zurück

Steigende Energiepreise haben die Abschwächung der Teuerung zuletzt gehemmt. Trotzdem dürften die Notenbanken schon bald eine abwartende Haltung einnehmen. Die monatliche Einschätzung von VZ-Chefökonom Christoph Sax.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
13. September 2023

Die letzten Wochen waren geprägt durch robuste Konjunkturdaten aus den USA. Unter den Anlegern herrscht nach wie vor Zuversicht, dass eine sanfte Landung der US-Wirtschaft gelingen wird. Am Obligationenmarkt hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Zinsen noch lange hoch bleiben dürften. Bei den Dollar-Renditen war der jüngste Auftrieb begünstigt durch die starke Emissionstätigkeit des US-Finanzministeriums.

Inflation sinkt langsamer

Für die kommenden Monate ist mit einer wesentlich langsameren Abschwächung der Inflation zu rechnen. Förderkürzungen Russlands und Saudi-Arabiens haben dem Ölpreis Auftrieb verliehen. Bei den Kerngütern gibt es jedoch Anzeichen, dass die Teuerung nachlässt. Die Notenbanken weisen vermehrt darauf hin, dass die Straffung der Geldpolitik ihre volle Wirkung erst noch entfalten wird.

Die Zentralbanken könnten deshalb schon bald ihre Strategie anpassen: Statt die Leitzinsen weiter anzuheben, werden sie den Märkten voraussichtlich signalisieren, dass die Zinsen hoch bleiben, bis die Teuerung im Zielbereich ist.

Anleger blicken etwas zuversichtlicher nach China

Die Aussicht auf ein Ende der Leitzinserhöhungen hat die Stimmung an den Aktienmärkten gehoben. Gleichzeitig hat China die Massnahmen zur Stützung des Immobilienmarkts intensiviert und damit das Vertrauen der Anleger gestärkt. Chinas Immobilienkrise dürfte die Märkte zwar noch länger beschäftigen. Dank der starken Abschottung des chinesischen Finanzsystems ist aber nicht zu erwarten, dass die Krise auf westliche Banken übergreift. Ein finanzieller Kollaps Chinas droht ebenso wenig: China verfügt über hohe Währungsreserven und Leistungsbilanzüberschüsse. In Europa dürfte sich Chinas Immobilienkrise vor allem konjunkturell bemerkbar machen: Die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft hat an Fahrt eingebüsst.

Konjunkturaussichten bleiben verhalten

Auch in den USA dürfte die Wirtschaft allmählich an Schwung verlieren – den grosszügigen staatlichen Subventionen für die Industrie zum Trotz. Aufgrund der anhaltend hohen Zinsen werden sich die weltweiten Konjunkturperspektiven wohl frühestens Mitte des kommenden Jahres aufhellen. Die Schweizer Wirtschaft wird über den Winter stagnieren oder nur unterdurchschnittlich wachsen.

Gegen Ende des Jahres dürften die Aktienmärkte ihren Blick zunehmend auf die langfristige Gewinnentwicklung der Unternehmen richten. Damit rücken die Konjunkturperspektiven über 2024 hinaus in den Fokus. Die Straffung der Geldpolitik und die hohen Zinsen sind dagegen weitgehend in den Aktienkursen eingepreist.