Die Inflation in der Schweiz steigt weiter an
Analysten hatten mit einer leichten Entspannung der Situation gerechnet. Doch es kam anders: Nach dem Anstieg im Januar infolge höherer Stromtarife hat die Teuerung im Februar überraschend nochmals etwas zugelegt.

Christoph Sax
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Die Jahresteuerung erhöhte sich von 3,3 Prozent auf 3,4 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik mitteilte. Die Kerninflation, welche die Preisänderungen von sehr volatilen Gütern wie Lebensmittel oder Energie ausschliesst, legte von 2,2 Prozent auf 2,4 Prozent zu. Die Preiserhöhungen sind breit abgestützt. So verteuerten sich im Jahresvergleich (Grafik unten) insbesondere Nahrungsmittel und Getränke (+6,5 Prozent), Wohnen und Energie (+4,7 Prozent), Hausrat und Haushaltsführung (+4,5 Prozent) sowie der Verkehr (+3,9 Prozent).
Zunehmend machen sich Zweitrundeneffekte bemerkbar: Firmen müssen zusätzliche Kosten stemmen, etwa wegen den höheren Energiepreisen. In der Folge verteuern sie ihre Waren und Dienstleistungen und geben diese Kosten so an ihre Kunden weiter.
Die Teuerung in der Schweiz gewann jüngst also nochmals etwas an Fahrt. Alle fragen sich nun: Was wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) tun? Eigentlich strebt sie eine Jahresteuerung von unter zwei Prozent an. Am 23. März steht der nächste Zinsentscheid der SNB an. Mit dem überraschenden Teuerungsschub ist es nun nochmals wahrscheinlicher geworden, dass die Zentralbank ihren Leitzins erneut erhöhen wird, um so der Inflation entgegenzuwirken. Nach dem Bekanntwerden der neuesten Inflationsdaten sind die Zinserwartungen denn auch markant gestiegen. Das zeigt die Entwicklung bei den Zinstermingeschäften auf den Geldmarktsatz Saron, sogenannte Saron-Futures. Zu Jahresbeginn erwarteten die Anleger noch, dass der SNB-Leitzins diesen September bei 1,74 Prozent seinen Höhepunkt erreichen wird. Mittlerweile ist nun ein Höhepunkt des Leitzinses von 2,43 Prozent per Ende Dezember in den Futures-Kursen eingepreist. Wahrscheinlich wird die SNB ihren Leitzins also bereits Ende März um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöhen. Auch eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte ist nicht gänzlich auszuschliessen.
Für etwas Entspannung an der Teuerungsfront dürfte zwischenzeitlich aber der Basiseffekt beim Erdöl sorgen. Der Ölpreis war vor Jahresfrist mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine zeitweise bis auf 128 US-Dollar geklettert. Seitdem ist Öl wieder rund 30 Prozent günstiger geworden. Der aktuelle Preis ist also deutlich tiefer als die Vergleichsbasis des Vorjahres. Dieser Basiseffekt wird ab dem Frühjahr zunehmend spürbar. Öl wird so auf absehbare Zeit einen dämpfenden Effekt auf die Inflation leisten.
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China legt schwache Handelsdaten vor
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