Geldanlagen

Der Ölpreis erholt sich kräftig

Der Preis für Rohöl ist in den vergangenen Wochen wieder angestiegen. Das weckt Sorgen, dass die Teuerung wieder zunimmt und damit auch die Zinsen steigen könnten.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
16. August 2023

Es ist wieder Bewegung in den Öl-Markt gekommen. Seit Ende Juni hat der Preis für ein Fass Öl der Sorte Brent rund 15 Prozent zugelegt. Damit notiert Öl am oberen Ende der Preisspanne, in der sich der Rohstoff seit vergangenem Winter befindet (siehe Grafik). Die Angebotsverknappung von Saudi-Arabien und Russland haben zum jüngsten Anstieg beigetragen.

Es ist aber aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich, dass der Ölpreis nach oben ausbricht. Dagegen spricht zum Beispiel, dass die Konjunktur weltweit schwächelt. Das wird die Nachfrage nach Öl hemmen.

Der jüngste Anstieg des Ölpreises wird sich aber bei der Inflation bemerkbar machen. Die Teuerungsabschwächung war in den vergangenen Monaten vom sinkenden Ölpreis getrieben worden. Seit die Notierungen im Sommer 2022 ihren Höchststand erreicht hatten, kannten die Ölpreise bis vor Kurzem nur noch eine Richtung: nach unten. Im Zuge dieser Preisentwicklung sind vielerorts auch die Inflationsraten zurückgekommen: In der Schweiz von 3,5 auf 1,6 Prozent, in den USA von 9,1 auf 3,2 Prozent und in der Eurozone von 10,6 auf 5,5 Prozent.

Vor allem die US-Wirtschaft ist zu grossen Teilen von Öl abhängig. Deshalb korreliert in den USA die Inflation stark mit dem Ölpreis. Zwar haben Energieträger im Konsumentenpreisindex nur ein Gewicht von 7 Prozent, sie fliessen aber auch in die Produktion von Rohstoffen, Waren und Dienstleistungen ein. Entsprechend wird spekuliert, dass ein höherer Ölpreis zwischenzeitlich auch die Inflation in den USA wiederbeleben könnte.

Im Juli ist die Jahresteuerung zum ersten Mal seit Monaten wieder angestiegen – von 3,0 auf 3,2 Prozent. Wahrscheinlicher ist aber dennoch das Szenario, dass die Inflation mittelfristig rückläufig bleibt. Denn selbst wenn Energieträger die Inflation wieder etwas anheizen sollten, gibt es eine Gegenentwicklung in anderen Bereichen, zum Beispiel bei Nahrungsmitteln. Der Rückgang der Teuerung wird sich künftig aber in deutlich kleineren Schritten abspielen als bisher.

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