"Come back in September": Soll man jetzt wieder Aktien kaufen?
Eine vielzitierte Börsenweisheit empfiehlt Anlegerinnen und Anlegern, ihre Aktien im Mai zu verkaufen und im September wieder zu kaufen. Aber lohnt sich eine solche Anlagestrategie wirklich?

Beitrag empfehlen
Viele Anlageklassen scheinen die Tendenz zu haben, sich zu gewissen Zeiten – beispielsweise an bestimmen Tagen, Monaten oder Jahren – in eine Richtung zu entwickeln. Solche sogenannten Kalender-Anomalien oder Saisonalitäten können verschiedene Ursachen haben. Diese sind aber häufig umstritten, und sie lassen sich oft nicht eindeutig bestimmen. Eine Rolle können beispielsweise ökonomische Gründe, Feiertage, Steuerüberlegungen oder psychologische Muster spielen.
Eines der bekanntesten saisonalen Muster ist die Börsenweisheit "Sell in May and go away, but remember to come back in September". Dahinter steht unter anderem die Erkenntnis, dass Aktien in den Monaten Oktober bis April im Durchschnitt deutlich besser abschneiden als die oft sogar negativ rentierenden Monate Mai bis September.
Monatliche Durchschnittsrenditen von Aktien Welt. Zwischen Oktober und Mai wurde in jedem Monat eine positive Durchschnittsrendite erzielt (seit Ende 1974 bis Ende 2022, in Franken).
Das VZ hat den saisonalen Effekt in einer Studie untersucht. Dabei wurde diese Handelsstrategie so lange zurückgerechnet, wie es die Datenverfügbarkeit zulässt. Herausgekommen ist, dass die Daten mehrheitlich bestätigen, dass ein solcher Effekt existiert – und zwar sowohl für verschiedene Aktienregionen wie auch für verschiedene Zeitabschnitte. Allerdings wäre man im laufenden Jahr bislang mit einem Verkauf im Mai schlechter gefahren als mit einer Kaufen-und-Halten-Strategie. Gleichzeitig erzielte der Weltaktienindex MSCI World im August bislang seine schwächste Rendite.
Eine Handelsstrategie mit Bezug zur Börsenweisheit wird so aufgesetzt, dass der Anleger seine Aktien zwischen April und September verkauft und das Geld in Liquidität oder Zinswerten hält. Die Umsetzung einer solche Strategie hat sich inzwischen stark vereinfacht, denn das Angebot an kostengünstigen passiven Anlagefonds (ETF und Indexfonds) hat in den letzten Jahren zugenommen. Und wer eine Bank mit tiefen Transaktions- und Depotgebühren wählt, kann die Strategie noch kosteneffizienter ausführen.
Wer eine Sell-in-May-Strategie umsetzen möchte, sollte sich jedoch bewusst sein, dass eine Kaufen-und-Halten-Strategie mehrere Jahre hintereinander deutlich bessere Resultate erzielen kann. Eine Sell-in-May-Strategie eignet sich nur für Anleger, die sie konsequent über einen sehr langen Zeitraum umsetzen.
Zudem sind die Ursachen für den Effekt, wie erwähnt, nicht genau geklärt. Solange sich die Existenz des Effektes nicht begründen lässt, sollten Anleger trotz der in der Vergangenheit guten Resultate kritisch gegenüber einer Marktsaisonalität eingestellt sein. Grundsätzlich empfiehlt es sich unabhängig vom Börsenbewegungen und Marktsaisonalitäten mit einer Investition zu starten. Wer in regelmässigen Abständen einen Betrag investiert, erwirbt bei tiefen Kursen mehr und bei hohen Kursen weniger Fondsanteile. So gleichen sich gute und schlechte Investitionszeitpunkte über die Jahre aus – und es wird ein guter Durchschnittspreis erzielt.
Sie interessieren Sie sich für die Vorteile eines ETF-Sparplans? Dann bestellen Sie hier das Merkblatt.
Haben Sie weitere Fragen? Vereinbaren Sie einen Termin im VZ in Ihrer Nähe.