Geldanlagen

Bankenkrise – das sind die Folgen für die SNB

Gespannt warten die Finanzmärkte auf die nächsten Zinsentscheide der Notenbanken. Werden sie die Erhöhungsschritte wie erwartet durchziehen – oder kommt gar ein überraschender Entscheid?

Christoph Sax

Chief Investment Officer
Publiziert am
23. März 2023

Noch bis vor kurzem galt es als ziemlich sicher, dass die Zinsen noch für längere Zeit nach oben gehen – «higher for longer» hiess dies an den Märkten. Doch nach den jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor sind die Zinserwartungen deutlich zurückgekommen – auch in der Schweiz.

Dessen ungeachtet hebt die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent an. Die Währungshüter gewichten die Wahrung der Preisstabilität höher ein als die Folgen der Krise im Finanzsektor. Denn noch immer liegt die Inflation deutlich über dem langfristigen Ziel von 2 Prozent. Die SNB schliesst auch nicht aus, dass es zu weiteren Zinserhöhungen kommen wird. 

Dennoch erwarten die Märkte, dass die Zinsen deutlich weniger stark angehoben werden als ursprünglich prognostiziert. Am 7. März waren die Markteilnehmer noch davon ausgegangen, dass der SNB-Leitzins in der zweiten Jahreshälfte den Zenit bei 2,4 Prozent erreichen würden. Nun dürfte der Höhepunkt wohl bei knapp unter 2 Prozent zu liegen kommen (siehe Grafik).

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für die Vereinigten Staaten. An den Zinsterminmärkten wurden die Erwartungen für den Leitzins der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) deutlich nach unten revidiert. Noch am 7. März wurde mit einem Zinsanstieg bis Ende Jahr um einen weiteren Prozentpunkt auf über 5,5 Prozent gerechnet. Aktuell ist nur noch eine einzelne Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte eingepreist – diese wurde vom Fed am Mittwochabend vorgenommen. 

Zudem erwarten die Märkte, dass die Fed den Leitzins noch vor dem Jahreswechsel wieder senken wird. Hinter diesen Anpassungen der Leitzinserwartungen stehen aber nicht nur die Bankenkrise und der zunehmende Stress im Finanzsektor, der ein behutsameres Tempo beim Zinszyklus erfordert. Die Notenbanken gehen inzwischen auch davon aus, dass sich die Wirtschaft tendenziell etwas schwächer entwickelt. Dies würde sich auch auf die Inflation – deren Bekämpfung noch immer das Hauptziel der Notenbanken ist – hemmend auswirken.

Dieser Text wurde am 23. März 2023 mit den Notenbank-Entscheidungen aktualisiert. 

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