Pensionierung

AHV und Pensionskasse: Gute und schlechte Nachrichten

Die Renten aus dem einen Topf  steigen, die aus dem anderen schrumpfen. Was bleibt unter dem Strich noch, wenn man in Pension geht? Lesen Sie, wie sich die Pandemie auf die Berechnungsgrundlagen unserer Vorsorge ausgewirkt hat.

Karl Flubacher
Geschäftsleiter Region Nordwestschweiz und Westschweiz

Was für ein Jahr! Innert kürzester Zeit haben sich wichtige Kennzahlen für die Berechnung der Renten merklich verändert. Nicht alles wurde schlechter – vor allem die AHV-Renten sind leicht gestiegen. Neu beträgt die maximale Einzelrente 2390 Franken pro Monat, Ehepaare bekommen zusammen höchstens 3585 Franken. Auch in der Säule 3a haben sich zwei Parameter verbessert. Wer einer Pensionskasse angeschlossen ist, kann neu jedes Jahr bis zu 6883 Franken einzahlen. Ohne Pensionskasse sind es maximal 34'416 Franken pro Jahr.

Unter dem Strich bleibt weniger

Besorgniserregend bleibt der Trend bei den Pensionskassen. Zwar gibt es auch dort ein paar positive Signale. Neu kann man in seiner Pensionskasse versichert bleiben, wenn man nach 55/58 gekündigt wird. Gelockert wurden auch die Regeln für den Kapitalbezug. Bei einigen Pensionskassen dürfen künftige Pensionierte jetzt ihr gesamtes Guthaben auszahlen lassen, statt es als Rente beziehen zu müssen. Bedeutet die Summe all dieser Änderungen, dass nach 64/65 mehr Geld zum Leben bleibt?

Merkblatt

Checkliste für die Planung Ihrer Pensionierung

Das Merkblatt beschreibt die wichtigsten Punkte, die Sie bei der Planung Ihrer Pensionierung berücksichtigen sollten.

Wahrscheinlich nicht. Denn für die Rente fallen andere Parameter stärker ins Gewicht – und die haben sich zum Schlechten entwickelt. Allen voran der Umwandlungssatz. Das ist der Satz, mit dem die Pensionskassen das angesparte Guthaben in lebenslange Renten umwandeln. Eine Untersuchung des VZ VermögenZentrums zeigt, dass der Umwandlungssatz letztes Jahr von durchschnittlich 6,11 auf 5,79 Prozent gesunken ist. Die Folgen dieser Senkung sind einschneidend.

Dazu ein Beispiel: Sinkt der Umwandlungssatz von 6 auf 5,75 Prozent, muss ein 55-Jähriger 26'087 Franken zusätzlich sparen, um bei der Pensionierung auf seine Zielrente von 3000 Franken zu kommen.

 

Düsterer Blick in die Zukunft

Der Trend geht nur in eine Richtung, nämlich nach unten. Das zeigt sich auch daran, dass die Pensionskassen den technischen Zinssatz erneut gesenkt haben. Damit diskontieren sie ihre zukünftigen Leistungen. Je tiefer dieser Satz ist, desto mehr Kapital braucht es, um die versprochenen Renten zu finanzieren. Mit anderen Worten: Die Pensionskassen sehen die Zukunft eher düster.

Fazit: Wer ohne finanzielle Sorgen in Pension gehen will, muss rechtzeitig handeln. Dabei helfen Ihnen die folgenden Tipps:

  • Warten Sie nicht zu: Lassen Sie spätestens mit 55 berechnen, wie viel Rente Sie aus AHV und Pensionskasse brauchen. Ein solides Budget mit einem langfristigen Finanzplan zeigt, wie viel Ihnen fehlt. So bleibt noch genug Zeit, um die Lücke zu schliessen.
  • Wählen Sie richtig: Legen Sie den Zeitpunkt Ihrer Pensionierung sorgfältig fest. Die Erfahrung zeigt, dass einige zu früh aufhören, obwohl sie sich das nicht leisten können. Andere bleiben länger erwerbstätig und zahlen unnötig hohe Steuern. Und viele verpassen es, ihre Vorsorgegelder steueroptimal zu beziehen. Das kostet Tausende von Franken, die später fehlen.
Merkblatt

Pensionierung – Rente oder Kapital?

Wie soll man das Pensionskassenguthaben beziehen? Die wichtigsten Kriterien für Ihren Entscheid erfahren Sie in diesem Merkblatt.

  • Entscheiden Sie sich: Sie beziehen das Kapital statt der Rente? Informieren Sie sich über die Chancen und Risiken. Vielleicht ist ein Mix aus beidem besser für Sie. Und achten Sie auf die Anmeldefrist – sie kann bis zu drei Jahre lang sein. Zwar sind Pensionskassen froh um alle, die ihr Kapital beziehen. Wer aber die Frist verpasst, kann nicht mehr auf einem Bezug bestehen.
  • Erledigen Sie alles: Prüfen Sie einige Jahre vor der Pensionierung, ob und wie Sie Ihre Hypothek zurückzahlen müssen. Amortisieren Sie nicht zu schnell. Denn später ist es schwierig, die Hypothek aufzustocken, wenn Sie Geld brauchen. Regeln Sie schon heute Ihren Nachlass. Ehepaare können sich mit einem Ehevertrag, Testament oder Erbvertrag gegenseitig so weit wie möglich begünstigen. Und schliesslich sollten Sie überprüfen, ob sich Ihr Vermögen wie gewünscht aufteilen lässt.

So gleichen Sie tiefere Renten aus

  • Prüfen Sie eine Früh- oder Teilpensionierung, um Steuern zu sparen und das aktuelle Renten-Niveau mindestens teilweise zu sichern.
  • Bleiben Sie länger berufstätig oder schieben Sie die AHV-Rente auf, wenn Sie nicht darauf angewiesen sind. So fällt Ihre Rente lebenslang höher aus.
  • Falls möglich: Zahlen Sie freiwillig in die Pensionskasse und in die Säule 3a ein.
  • Sparen Sie Gebühren, Zinsen und Prämien, indem Sie günstige Finanzdienstleister wählen.