Saron

Swiss Average Rate Overnight

Die Tage des Libors (London Interbank Offered Rate) sind weltweit gezählt. Er wurde in der Schweiz durch den Saron abgelöst. Damit der Saron unter anderem für Geldmarkthypotheken angewendet werden kann, hat die Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken (NAG), sieben Varianten ausgearbeitet, um aus dem Übernachtzins einen längerfristigen Zinssatz zu berechnen.

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Die sieben Berechnungsvarianten der NAG

Damit der Saron als Referenzzinssatz für Geldmarkthypotheken (Saron-Hypotheken) angewendet werden kann, muss aus dem Übernachtzins ein längerfristiger Zinssatz berechnet werden. Die von der Schweizerischen Nationalbank unterstützte Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken (NAG) sieht hierfür einen Compounded Saron vor. Compounded bezeichnet die Beträge, die für fällige, aber nicht ausbezahlte Zinsen berechnet werden. Die NAG hat sieben Varianten für die Berechnung des Compounded Saron erarbeitet. Die Berechnungsvarianten unterscheiden sich massgeblich in der sogenannten Beobachtungsperiode des Saron, aus der dann der Compounded Saron abgeleitet wird. Einerseits ist die Beobachtungsperiode unterschiedlich lang, andererseits beginnt sie auch zu verschiedenen Zeitpunkten.

1. Plain (Basisvariante)

Bei der Basisvariante sind Beobachtungsperiode und Zinsperiode identisch. Der Hypothekarnehmer weiss somit erst am Fälligkeitstag, wie viel Zinsen belastet werden.

2. Payment Delay (verzögerte Zahlung)

Identisch mit der Basisvariante, aber das Zahlungsdatum ist einige Tage später. Dadurch steht etwas mehr Zeit für die Zinsabrechnung und das Inkasso zur Verfügung. Für den Hypothekarnehmer sind die Zahlungsfristen aber immer noch sehr kurz.

3. Lockout period (Aussperrperiode)

Aussperrperiode bedeutet, dass die Beobachtungsperiode um eine gewisse Anzahl Tage* kürzer ist als die Zinsperiode. Dadurch ist der Compounded Saron weniger repräsentativ, was sich zu Gunsten aber auch zu Lasten des Hypothekarnehmers oder der Bank auswirken kann.

* Die NAG hat bei ihren Beispielen in der Regel 2 bis 4 Tage angewendet

4. Lookback (zurückversetzte Tage)

Beobachtungs- und Zinsperiode sind gleich lang, die Beobachtungsperiode wird aber um beispielsweise einen Monat* vorverschoben. Wenn sich die Zinsen in diesem vorverschobenen Monat verändern, wirkt sich das im Gegensatz zu Variante 4 nur zu einem Drittel auf den Gesamtzinssatz aus. Dafür bleibt der Bank und dem Hypothekarnehmer ausreichend Zeit, die Zinsen abzurechnen und zu begleichen.

5. Last Reset (verschobene Periode)

Bei der Variante der verschobenen Periode wird die Beobachtungsperiode um eine ganze Zinsperiode vorverschoben. Somit ist der Zins - wie heute beim Libor - jeweils am Starttag der Zinsperiode bekannt. Nachteil: Es wird immer ein veralteter Zinssatz angewendet, sodass die Banken bei steigenden Hypothekarzinsen viel Geld verlieren, während die Hypothekarnehmer bei sinkenden Zinsen zu hohe Zinsen bezahlen.

6. Last Recent (kurze Periode)

Hier gilt der Saron vom Vortag oder der Compounded Saron von ein paar wenigen Tagen im Vorfeld als Referenzzinssatz für die gesamte Periode. Dadurch bleibt zwar ausreichend Zeit, die Zinsen abzurechnen und zu bezahlen, der Zinssatz ist aber sehr ungenau, weil er nur einen kurzen Zeitraum umfasst. Erinnert etwas an ein Glückspiel, bei dem einmal die Bank, ein andermal der Hypothekarnehmer gewinnt.

7. Interest Rollover (Teilzahlung)

Kombination aus Variante 1 und 5. Zu Beginn der Zinsperiode kommt der Zinssatz analog Variante 5 zum Tragen (Saron vom Vortag des Zinsperioden-Starts), auf welchem dann das gesamte Quartal provisorisch abgerechnet wird. Zeitgleich wird der Compoundend Saron der effektiven Zinsperiode berechnet und wenn diese abgelaufen ist, wird die Differenz zum provisorischen Satz ausgeglichen. Diese Variante ist zu kompliziert für eine effiziente Abwicklung.

Fragen und Antworten, Medienbeiträge und Fachartikel

Hier finden Sie die wichtigsten Fachbegriffe und aktuelle Medienbeiträge zum Thema Saron.

Was ist der Saron?

Einer der wichtigsten Referenzzinssätze der Welt war der Libor (London InterBank Offered Rate). Doch seine Tage sind weltweit gezählt. In der Schweiz wurde der Libor Ende 2021 durch den Saron abgelöst. Die Swiss Average Rate OverNight, kurz Saron, ist ein Interbankzinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld ausleihen.

Der Saron wird von der Schweizer Börsenbetreiberin SIX Swiss Exchange berechnet und publiziert. Gemäss der SIX fliessen täglich rund 110 Transaktionen von 160 Banken und Versicherungen in die Berechnung des volumengewichteten Durchschnittssatzes ein.

Warum Saron statt Libor?

Der Libor wurde täglich von rund einem Dutzend Banken in London festgelegt und für verschiedene Währungen und Zeiträume ermittelt. Beim täglichen "Libor fixing" gaben die beteiligten Banken an, zu welchem Zins sie unbesicherte Kredite vergeben haben oder bereit wären, zu gewähren.

Seitdem die Notenbanken die Geld- und Kapitalmärkte mit Geld fluten, war dieses Verfahren nicht mehr repräsentativ, denn oft gab es nur wenige oder gar keine echten Transaktionen mehr. Die gestellten Zinsen basierten also meist nur noch auf Abschätzungen der teilnehmenden Banken.

Aufgrund dieser Entwicklung hat die britische Finanzmarktaufsicht entschieden, den Libor nur noch bis Ende 2021 zu unterstützen.

Den Banken diente der Libor unter anderem als Referenz für die Festlegung der Zinsen von Krediten und Hypotheken. Das wohl bekannteste Produkt ist die Geldmarkthypothek, die auch Libor-Hypothek genannt wurde. Der Libor musste also schnellstmöglich ersetzt werden.

Die von der SNB unterstützte nationale Arbeitsgruppe (NAG) brachte den Saron als Ersatz für den Libor auf.

Der Saron hat allerdings einen gewichtigen Nachteil: Er ist ein Übernachtzins, während der Libor Zinsbindungen für drei, sechs oder zwölf Monate umfasste. Dafür basiert der Saron im Gegensatz zum Libor komplett auf echten Transaktionen von 160 Banken und Versicherungen.

Dennoch kann der Saron nicht wie der Libor als Referenz für Drei- oder Sechs-Monatszinsen verwendet werden, wie es insbesondere im Hypothekargeschäft notwendig ist. Die NAG hat deshalb ein Vorgehen ausgearbeitet, mit dessen Hilfe aus dem Übernachtzins ein längerfristiger Satz hergeleitet werden kann: der sogenannte Compounded Saron.

Wie wird der Compounded Saron berechnet?

Der Saron ist ein Übernachtzins. Für Geldmarkthypotheken sind jedoch längerfristige Kontrakte wie ein, drei, sechs oder mehr Monate notwendig.

Die von der Schweizerischen Nationalbank unterstützte Arbeitsgruppe (NAG) hat eine Lösung für die Berechnung eines langfristigeren Saron ausgearbeitet und dazu sieben Varianten vorgestellt. Den Banken stand es frei, welche Variante sie anwenden und ob sie diese modifizieren möchten.

Bei sechs der sieben Varianten wird der sogenannte Compounded Saron berechnet. Beim Compounded Saron handelt es sich um einen aufgezinsten Saron, der aus einer Folge von eintägigen Saron berechnet wird. Die Varianten unterscheiden sich massgeblich in der Anzahl der eintägigen Saron und damit in der sogenannten Beobachtungsperiode. Ausserdem finden die Bekanntgabe des Zinses und die Zinsfälligkeit der verschiedenen Varianten zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt.

Medienbeiträge
Fachartikel

Fachbegriffe

Compounded Saron  

Der Saron steht für "Swiss Average Overnight Rate", zu deutsch "Schweizer Übernacht-Durchschnittszins". Für Geldmarkthypotheken benötigt man jedoch längerfristige Zinsbindungen wie 1, 3, 6 oder mehr Monate. Um aus dem Ein-Tages-Satz einen längerfristigen Zinssatz errechnen zu können, beobachtet man den Tagessatz über eine gewisse Periode (z.B. 90 Tage) und berechnet  aus der Folge dieser (90) Tagessätze mittels Zinseszinsberechnung den "Langfristsatz" (in diesem Beispiel den 3-Monatssatz), der Compounded Saron genannt wird ("aufgezinster Saron").

Beobachtungsperiode

Als Basis zur Berechnung des Compounded Saron dienen die Tagessätze (Saron) einer gewissen Periode (z.B. 90 Tage). Während dieser bestimmten Dauer wird der Saron also beobachtet respektive werden die Tagessätze notiert.

Zinsbekanntgabe

Zu diesem Zeitpunkt wird der Zinssatz (Compounded Saron) dem Kunden bekannt gegeben.

Zinsfälligkeit

An diesem Tag ist der Schuldzins zur Zahlung fällig.

Zinsperiode

Die Zinsperiode ist die eigentliche Laufzeit wie wir sie auch von der heutigen Geldmarkthypothek kennen (z.B. 3 Monate). Über diese Periode wird jeweils der Schuldzins be- und verrechnet.

Was Sie berücksichtigen sollten

Müssen Sie mit der Einführung des Saron aktiv werden?

Vermutlich werden die Banken ihren Kunden nach Ablauf der Hypothek einen neuen Hypothekarkreditvertrag zustellen. Jede Bank hat eigene Nachfolgelösungen für den Libor entwickelt. Deshalb sollten Sie die neuen Bestimmungen kritisch hinterfragen: Lassen Sie sich genau erklären, wie die Umstellung auf die neue Referenzgrösse abläuft, bevor Sie eine Geldmarkthypothek abschliessen.

Wenn Sie unsicher sind, wie es um Ihrem Hypothekarvertrag steht, sprechen Sie mit einem unabhängigen Experten im VZ in Ihrer Nähe. Wir zeigen Ihnen auf, was sich für Sie ändert und wie Sie Ihre Hypothek optimieren können.

So sparen Sie auch in Zukunft Hypothekarzinsen

Die Grafik zeigt, dass Geldmarkthypotheken praktisch immer die günstigste Form zur Hausfinanzierung waren. Bestehen Sie auch weiterhin auf diesem Modell und wählen Sie eine Bank, die langjährige Rahmenverträge für Geldmarkthypotheken anbietet. Das schützt Sie davor, höhere Bankmargen mitfinanzieren zu müssen.

Wenn Sie eine Festhypothek abschliessen möchten, setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Nehmen Sie zum Beispiel höchstens einen Drittel bis zur Hälfte fest und den Rest als Geldmarkthypothek auf. Steigen die Zinsen, können Sie eine weitere Tranche in eine Festhypothek umwandeln.

Saron-Berechnungsvarianten: Meinung des VZ

Praktikabel erscheinen insbesondere zwei der sieben Varianten:

Variante 4: Basierend auf dem Compounded Saron des Vorquartals

Bei dieser Variante gilt der Referenzzins des Vorquartals als Berechnungsgrundlage. Für das dritte Quartal 2019 ist das beispielsweise die Periode vom 31. März bis zum 30. Juni 2019.

Diese Variante hat jedoch einen Haken: Steigen die Zinsen in kurzer Zeit stark an, verlieren die Banken viel Geld, weil der aus dem Vorquartal berechnete Satz für dieses Quartal zu tief ausfällt. Umgekehrt zahlt der Hypothekarnehmer bei sinkenden Zinsen einen zu hohen Zinssatz.

Variante 3: Die bevorzugte Variante des VZ

Bei dieser Variante wird die Bemessungsgrundlage nur um einen Monat zur tatsächlichen Zinsperiode vorverschoben. Hier würde der Zinssatz für das dritte Quartal 2019 auf dem Compounded Saron vom 31. Mai bis 31. August basieren. Die Berechnungsmethode kommt der heutigen Libor-Lösung am nächsten und ist sowohl für den Hypothekarnehmer als auch für die Banken am fairsten und in der Praxis gut umsetzbar.

Für welche Variante sich die Banken auch entschieden haben – die Hypothekarnehmer dürften im Zins kaum eine Veränderung gespürt haben. Eine Untersuchung des VZ zeigt, dass sich der Saron praktisch gleich entwickelt wie der 3-Monats-Libor, allerdings auf einem Niveau, das rund 0.05 Prozentpunkte tiefer liegt. Die Banken dürften diesem Umstand Rechnung tragen, indem sie die Margen erhöhen.