Geldanlagen

Wie geht es weiter bei den Zinsen?

Nach den Zinserhöhungen der letzten Monate fragen sich viele Anleger und Hausbesitzer, wie sich die Entwicklung in den nächsten Monaten fortsetzt. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert die Zinserwartungen für die Schweiz, Europa und die USA. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Aktualisiert am
12. Januar 2024

Die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank of England (BoE) haben die Zinsen zuletzt unverändert gelassen. Das hatte sich abgezeichnet, obwohl die Notenbanken bis vor kurzem stets betonten, dass der Inflationsdruck noch zu hoch sei.

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Die Teuerung hat sich aber kontinuierlich abgeschwächt, was darauf hindeutet, dass die Zinsen hoch genug sind. Mittelfristig könnten sich damit Leitzinssenkungen abzeichnen. Die langfristigen Zinsen haben den Marschhalt der Notenbanken bereits vorweggenommen.

Die Renditen haben über alle Laufzeiten kräftig nachgegeben. Die Erwartung des Marktes, dass die Inflation und damit auch die Leitzinsen weiter sinken, spiegelt sich auch in den Zins-Futures. Diese bilden die Markterwartung für die Leitzinsen 2024 ab (siehe Grafik).

 

Doch deckt sich diese Erwartung mit dem Ausblick der Notenbanken: Wie geht es 2024 weiter? Wie weit lehnen sich die Notenbanker aus dem Fenster heraus? So viel vorweg: Die Botschaft der Notenbank-Vorsitzenden sind teilweise überraschend klar.

US-Notenbank (Fed)

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank liess zuletzt durchblicken, dass das Fed allmählich über das Timing der Leitzinssenkungen nachdenkt – obwohl der Arbeitsmarkt noch immer Signale der Stärke sendet. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses erwarten, dass das Fed den Leitzins bis Ende 2024 drei Mal senken kann. 

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Noch zuversichtlicher ist der Finanzmarkt: Er geht aktuell von fünf Zinssenkungen bis Ende 2024 aus. Nach Ansicht des Marktes dürften die Zinsen aber nicht so tief sinken wie vor der Pandemie. Das heisst, dass nicht mit einer grösseren wirtschaftlichen Krise gerechnet wird, sondern mit einem Soft Landing. Eine erste Senkung dürfte aber kaum vor Mitte Jahr vorgenommen werden.

Europäische Zentralbank (EZB)

Etwas vorsichtiger agiert Präsidentin Christine Lagarde. Sie verneint bisher klar, dass es in der ersten Jahreshälfte 2024 zu Zinssenkungen kommen könnte. Ihren Aussagen zufolge braucht der EZB-Rat mehr Evidenz, dass die Löhne und Lohnstückkosten weniger stark wachsen. Und sie betont, dass üblicherweise zwischen dem Ende des Zinserhöhungszyklus und dem Beginn von Zinssenkungen eine relativ lange Zeitspanne liege. Es ist denkbar, dass Lagarde mit diesen Aussagen die Euphorie an den Märkten bremsen will und erst Zinssenkungen des Fed abwartet. Bei Senkungen des Fed könnte die EZB durchaus nachziehen. Der Markt geht jedenfalls von bis zu fünf Zinssenkungen im Euroraum bis Ende 2024 aus.

Schweizerische Nationalbank (SNB)

SNB-Präsident Thomas Jordan hat bislang in seinem Ausblick das Wort «Zinssenkung» ebenfalls nicht aussprechen wollen. Es zeigt sich aber deutlich, dass auch für die SNB die Zeit der Zinserhöhungen vorüber sein dürfte, sofern sich nichts Aussergewöhnliches ereignet. Die SNB orientiert ihren Leitzins-Entscheid immer an der Inflationsprognose. Hier sieht die SNB einen wesentlich geringeren Druck als noch im Herbst 2023. Gemäss Prognose wird die Teuerung nochmals anziehen, weil Mieten, Stromtarife und Mehrwertsteuer im Januar angehoben wurden. Sie verharrt aber dennoch über das ganze kommende Jahr unter 2 Prozent.

Die SNB begründet das unter anderem damit, dass diese Preiserhöhungen weniger Folgeeffekte haben werden: Kostensteigerungen werden weniger weitergegeben Ausserdem dürfte der Preisdruck in anderen Bereichen nachlassen. Die Daten des Bundesamts für Statistik zeigen, dass die Mieten weniger angehoben wurden als zunächst erwartet. Hier besteht aber noch etwas Unsicherheit. Auch in der Schweiz gehen die Finanzmärkte von mehreren Zinssenkungen 2024 aus – wobei der erste Schritt bereits im Juni erfolgen könnte.