Zwischen Stärke und Risiko: So geteilt ist das Bild des US-Bankensektors

VZ Analyse

Die US-Banken liefern beeindruckende Quartalszahlen – gerade in einem Umfeld voller Risiken. Doch während die Giganten glänzen, bröckelt das Vertrauen im Rest des Bankensektors: Faule Kredite und neue Insolvenzen wecken Erinnerungen an alte Krisen.

20. Okt. 2025

Beschreibung

Stabilität an der Spitze: US-Grossbanken trotzen der Unsicherheit

Die laufende Berichtssaison zum dritten Quartal startete mit den US-Grossbanken und zeigte ein überraschend starkes Bild – gerade in einem Marktumfeld, das von Unsicherheit und Kreditrisiken geprägt ist. Citigroup eröffnete mit einem breit abgestützten Rekordquartal: Alle Geschäftsbereiche legten zu, die operative Basis gilt als gefestigt, und CEO Jane Fraser treibt den strategischen Umbau mit Fokus auf Digitalisierung, KI und Profitabilität konsequent voran.

Auch Bank of America überzeugte mit einem deutlichen Gewinnsprung und starkem Investmentbanking – die Gebühren stiegen um über 40 Prozent, während sinkende Risikovorsorgen auf solides Risikomanagement hinweisen. Wells Fargo profitierte von der Aufhebung der sieben Jahre alten Fed-Vermögensobergrenze, um wieder in den Expansionsmodus zu schalten: mehr Kredite, höhere Gewinne und wachsender Marktanteil – ein spürbarer Strategiewechsel von Verteidigung zu Wachstum.

Bei Goldman Sachs und Morgan Stanley zeigte sich die Dynamik des Kapitalmarkts besonders deutlich: Beide profitierten von steigender M&A-Aktivität, boomendem Handel und kräftigen Zugewinnen in der Vermögensverwaltung. JPMorgan Chase schliesslich untermauerte seine dominierende Stellung im globalen Bankensystem mit einem der stärksten Quartalsergebnisse der Branche – getragen von Rekorderträgen im Handel und robustem Kreditgeschäft.

Die US-Grossbanken konnten die Analystenerwartungen auf breiter Front mehr als erfüllen. Beim Umsatz lagen die Resultate oberhalb der Schätzungen, teils im Hohen einstelligen Bereich. Beim Gewinn pro Aktie ist die Spannweite zwar breiter, sie notieren mit Ausnahme von Citigroup aber allesamt über dem Konsens. Ein Blick auf die Kursverläufe zeigt, dass die US-Grossbanken seit Beginn des laufenden Jahres an der Börse profitieren. Die jeweiligen Anteilsscheine verbuchten in den ersten 3 Quartalen Kursgewinne, die von rund 2 Prozent (Bank of America) bis zu 22 Prozent (Citigroup) reichen.

Faule Kredite rücken Regionalbanken ins Rampenlicht

Diese Stärke der Grossbanken steht jedoch in scharfem Kontrast zur wachsenden Nervosität im übrigen Bankensektor. Nach den Insolvenzen von First Brands und Tricolor Holdings, die selbst Grossbanken belasteten, haben nun auch Zions und Western Alliance Probleme mit faulen Krediten offengelegt. Kleinere Finanzinstitute verloren seither deutlich, ein Zeichen für schwindendes Vertrauen in die Stabilität. Die Sorge wächst, dass diese Vorfälle keine isolierten Einzelfälle sind, sondern auf ein tieferliegendes Kreditrisiko hinweisen.

So zeigt sich ein zweigeteiltes Bild des US-Finanzsektors: An der Spitze robuste, hochprofitable Grossbanken – darunter jedoch zunehmende Risse im Fundament. Dennoch ist keine Panik angebracht, auch wenn ungelöste US-Probleme wie hohe Defizite und schwächeres langfristiges Wirtschaftswachstum weiter bestehen. Die Lage bleibt angespannt, doch bislang deutet nichts auf eine systemische Krise hin. Vielmehr zeigt sich eine technische Korrektur und Neubewertung von Kreditrisiken.

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