VZ Analyse
Publiziert 10. Nov. 2025
Beschreibung
Nach Jahren des Umbruchs schien der Backwarenkonzern Aryzta seinen Turnaround geschafft zu haben. Mit dem CEO-Wechsel von Urs Jordi zu Michael Schai Anfang 2025 und einem kräftigen Kursanstieg im ersten Halbjahr war das Vertrauen der Investoren zurückgekehrt. Doch nur wenige Monate später steht das Unternehmen erneut vor grossen Herausforderungen. Eine Gewinnwarnung und der Abgang des neuen CEO sorgen für Turbulenzen.
Ex-CEO Urs Jordi übernimmt erneut das Ruder
Aryzta befand sich während mehreren Jahren in einer Turnaround-Phase, welche mit einem CEO-Wechsel Anfang 2025 von Urs Jordi zu Michael Schai erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Aktienkursanstieg im ersten Halbjahr von über 30 Prozent bestätigte den eingeschlagenen Weg. Schneller als gewünscht befindet sich Aryzta nun aber bereits wieder in einer anspruchsvollen und strategisch entscheidenden Phase.
Anfang Oktober musste eine Gewinnwarnung bekannt gegeben werden. Gleichzeitig kam es mit der Entlassung von CEO Michael Schai zu einem abrupten Management-Wechsel. Mit dem aktuellen Verwaltungsratspräsidenten Urs Jordi kehrt ein erfahrener und am Markt geschätzter Manager an die Konzernspitze zurück. Diese Personalentscheidung wurde von Investoren grundsätzlich positiv aufgenommen, konnte den starken Kurseinbruch seit Mitte Jahr jedoch nicht stoppen.
Operativer Gegenwind
Inzwischen hat das Unternehmen die Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Während das Absatzvolumen stagnierte, gelang es Aryzta dank gezielter Preiserhöhungen ein organisches Wachstum zu erzielen. Dies verdeutlicht die Preissetzungsmacht des Unternehmens. Obwohl Aryzta über keine eigenen Markenprodukte verfügt, ist es für die zumeist grossen Detailhandels- und Gastronomiekunden schwierig, Aryzta-Produkte kurzfristig zu ersetzen.
Diese Abhängigkeit schafft eine gewisse Stabilität in einem ansonsten herausfordernden Marktumfeld. Belastend wirkten in den vergangenen Quartalen vor allem die volatilen Rohstoffpreise und die steigenden Löhne. Das Unternehmen reagiert darauf mit Effizienzmassnahmen und Stellenstreichungen, um die Kostenbasis zu senken. Gleichzeitig zeichnet sich auf der Rohstoffseite bei Weizen- und Butterpreisen eine Entspannung ab. Dies sollte die Margenentwicklung künftig positiv unterstützen.
Finanzielle Stabilität
Mittelfristig verfolgt Aryzta ambitionierte Ziele: Ein über dem Markt liegendes Wachstum, eine EBITDA-Marge von über 15 Prozent (H1 2025: 13,9 Prozent) sowie eine Nettoverschuldung zwischen dem 1,5- bis 2-Fachen des EBITDA (aktuell 2,8x). Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Verbesserung des Kreditratings. Damit will das Unternehmen langfristig seine Finanzierungskosten senken und wieder finanzielle Flexibilität gewinnen.
Danach soll über eine mögliche Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen entschieden werden, welche möglicherweise erstmals für das Geschäftsjahr 2026 bei der Generalversammlung beantragt werden könnte.
Rückkehr in die Realität
Insgesamt bleibt das operative Umfeld von Aryzta anspruchsvoll. Auch die Wettbewerbsdynamik verschärfte sich zuletzt zusätzlich. Aryzta reagiert auf die Kosteninflation und den zunehmenden Wettbewerbsdruck mit gezielten Effizienzmassnahmen und einem klaren Fokus auf Kostenoptimierung. Der abrupte Managementwechsel unterstreicht den Willen, diese Strategie konsequent und zügig umzusetzen, ohne zu viel Zeit zu verlieren.
Aryzta dürfte trotz den operativen Herausforderungen seine Verschuldung kontinuierlich reduzieren können, womit die Zinslast abnehmen und die Bonitätseinstufung verbessert werden. Das ist insgesamt positiv zu werten und ein wesentlicher Faktor für die langfristige Stabilität des Unternehmens. Gelingt es dem Unternehmen, das Absatzvolumen wieder anzukurbeln und gleichzeitig die Preise verteidigen zu können, erhöhen sich die Chancen auf eine Erholung des Aktienkurses deutlich.
Entscheidend wird sein, ob es Aryzta gelingen wird, die Margen nachhaltig zu stabilisieren und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.
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